heute: Einmal-Handschuhe, Mundschutz – Die Plastiktüte von morgen

Es sind erst ein paar Wochen her, dass Ausgangsbeschränkungen, erhöhte Gesundheitsmaßnahmen und sensibler Umgang mit Risikogruppen das tägliche Leben grundsätzlich verändert haben. Es heißt oftmals jetzt, dass die Menschen freundlicher zueinander sind, fürsorglicher und hilfsbereiter. Der Abstand zwischeneinander, der aufgrund von Ansteckungsmöglichkeiten notwendig ist, um diese zu reduzieren, trägt Früchte: Jeder sehnt sich nach der Nähe, die es einmal gab, jeder sehnt sich nach der Freiheit und der Weite, die es zu schätzen gilt. Und doch ist man auf engem Raum eingeschlossen, bekommt Zustände wie in Einzelhaft, geht sich wegen der plötzlich unerträglichen Nähe zusammengepfercht, gegenseitig auf die Nerven. Wer sie verliert, verwundet, verletzt bleiben Narben. Die Psyche des Menschen wird dünnhäutig, labil und verletzlich. Und zerstörerisch.
Viele Facetten, nicht alle sind gleich erkennbar, nicht alle sind wieder reparierbar und verschwinden spurlos.
Gerade jetzt, wo die Natur dem Menschen zeigt, dass es auch ohne Menschen geht, dass ein Nicht-Lebewesen, so klein und unscheinbar, die Welt-Ordnung durcheinander bringt, den Maßstab relativiert und nach Aufmerksamkeit schreit, heute die nötige Veränderung im Leben anzugehen, startet der unachtsame Mensch aus seiner Sehnsucht nach Schutz und Sicherheit die zweite (oder ist es schon die dritte) Katastrophe. Wieder ist der Mensch die Ursache, wieder hat er aus den beiden anderen Katastrophen nichts gelernt: Im Netz, in den sozialen Medien, kursieren bereits die ersten Bilder von Stränden, Müllhalden und Straßenrändern.
Achtlos entsorgte Einmal-Handschuhe, OP-Mundschutz, Atemmasken, Filter, Plastikschutzanzüge überschwemmen die Natur, die sich gerade vom motorisierten Verkehr erholt.
Was vor ein paar Monaten ein Hoffnungsschimmer war, der Bann der Plastiktüte, Erhöhung der Recyclingquote bzw. Benutzung von wiederverwendbaren Behältern, Abschaffung von Plastik-Einmalbesteck und Geschirr, ja sogar von Plastik-Trinkhalmen, wird jetzt in der Leben-mit-Corona-Zeit zerstört und durch etwas noch Gruseligeres ersetzt. Möglicherweise kontaminierter medizinischer Müll mit hohem Plastikanteil. Plastikverpackung der Lieferketten, LocalLocals oder vom Pizzaservice.
Alternativen? Selbstgenähte Atemmasken, Urbandoo Tücher, Händewaschen mit Seife. Masken mit Wechselfilter, der richtig entsorgt wird.
Das eigene Geschirr, Töpfe, Behälter die wiederverwendet werden, weil sie abgespült und nicht weggeworfen werden. Glasflaschen und Gläser, ReCup und Thermoskanne.

Feld mit Plastikmüll aus Gärtnerei

Das Müllproblem und der Mensch. Er muss sich bewusst sein, was er durch seine Anwesenheit, durch seine Aktion, durch sein Leben verursacht. Er muss den sensiblen Umgang mit der Natur praktizieren, denn Müll, egal welcher, gehört dort nicht hin. Plastik braucht Jahrzehnte um zu Mikroplastik zu zerfallen und gefährdet dabei unzählige Lebewesen auf dem Land und im Wasser.
Wenn jetzt nach einem sanften Neustart das Leben mit Corona einen höheren Gesundheits-Schutz benötigt und andere Wege der Versorgung etabliert, darf dies nicht wieder auf Kosten der Natur sein.

Nachtrag: Was ich am 15.04.2020 das erste Mal als ein Phänomen beschrieben habe, ist inzwischen auch in unserer kleinen Gemeinde Aying angekommen. Der achtlos in der Natur entsorgte Müll von gebrauchten Einmal-Handschuhe, OP-Mundschutz, Atemmasken, Filter, Plastikschutzanzüge ist da.

Was denken sich eigentlich die Menschen, die ihren Schutz wegwerfen und dabei andere gefährden? Die so besorgt um ihre eigene Gesundheit sind, sich aber rücksichtslos gegenüber den anderen verhalten?

Meine Antwort darauf: Hundekottüte rausnehmen, über die Hand stülpen und gefahrlos den gedankenlos entsorgten Müll aufsammeln und zu Haus in den Hausmüll werfen. Der Beutel sorgt dafür, dass man keinen Kontakt hat und, dass das, was nicht in die Natur gehört, aus dieser verschwindet.

Danke fürs Nachmachen!

Nachtrag 04.02.2022 Was vor zwei Jahren ja noch nicht bewiesen, aber die Befürchtung war, dass die Maske und weitere Materialien, die notwendig sind, um die Pandemie einzudämmen, etwa Spritzen, Schutzanzüge, Behälter, zur Umweltbelastung werden, wurde vor ein paar Tagen jetzt auch in einem sz Artikel bestätigt.
https://www.sueddeutsche.de/wissen/corona-pandemie-plastik-muell-entsorgung-masken-tests-1.5519640
Auch hier gilt, wie bei der Plastiktüte, bei Hundekot, bei Getränkeflaschen: Abfall, Müll und Schutt gehören nicht in die Natur!