Heisser Kommentar zur konstituierenden Sitzung

Achtung, dieser Beitrag mag bei einigen Lesern Verwirrung hervorrufen. Er dient nur der persönlichen Erinnerungssütze und sollte weder das tatsächliche Geschehen minutiös wiedergeben noch jemandem auf die Füße treten. Der Text wurde im nervlich erregtem Zustand während der Sitzung geschrieben [und sollte sicher noch ein paar Tage abhängen. Dennoch wird mein bildliches Kopfschütteln hinter jeder Zeile hervorschauen].

Die heutige Sitzung war eine Niederlage für die Demokratie und die Transparenz. Warum das so ist, kann man im Eintrag zur konstituierenden Sitzung vom 12.05.2020 nachlesen.

Von 7 Anträgen wurden nur 2 nicht mit jeweils 17 Gegenstimmen abgelehnt.

Ehrlich, vorallem zur Diskussion um den Antrag, endlich in Sachen Klima auch hier in der Gemeinde tatkräftig voranzuschreiten und in einer Projektarbeit Gemeinderäte, Fachspezialisten und Gemeindebürger einzubinden und Konzepte in Maßnahmen umzusetzen, hat die Mehrheit nicht zu einer Lösung beigetragen. Irgendwann habe ich mit gedacht: „Mit denen möchte gar nicht in einem Klima und Energie Ausschuss sitzen und diese wichtige Themen diskutieren.“ So wie es aussieht, ist dies auch Ziel der Blockierer und Klimawandelleugner im Gemeinderat.

Wir Grüne haben die einzigen Anträge gestellt.
Wir Grüne haben als einzige offenbar die Geschäfts-Ordnung durchgearbeitet, dabei mitgedacht und versucht, sie unter den oben genannten Aspekten zu verbessern. Aufzuwerten. Die örtlichen Belange zu berücksichtigen. Den Klimawandel und Klimaschutz, das Verkehrsproblem, sowie bereits Erprobtes und Bewährtes festzuschreiben. [wir haben unseren Verstand, erweitert um die Vernunft, benutzt].

Armutszeugnis, dass nicht der Jugend und Seniorensprecher in der ersten Sitzung beschlossen werden konnte. Ungenügende Vorbereitung?
Was bei einem Sozialausschuss, also die Erstellung eines Konzepts, möglich ist, geht nicht bei einem Energie und Klimaausschuss?
Dass denen das nicht peinlich ist, in der konstituierenden Sitzung gleich nach 49 GO ausgeschlossen zu werden …

Kann sein, dass jetzt Grundstücke verkauft werden um die Löcher zu stopfen
Bail out der gemeindlichen Grundstücke [es kam dann doch nicht so, oder habe ich die Fragen dazu nicht ganz verstanden]
Übernahme [der Gemeinde und ehemalige landwirtschaftlichen Flächen] durch Bürger

Und die wichtigen Themen zur Unterstützung der Kommunen kommen nicht von der Regierung

Insgesamt spannende Sitzung. [Ironie Modus aus]

Die meinen, wenn sie sich eine begrünte Weste anziehen, stimmen sie gegen den Klimawandel.

[Tags darauf im Abklingbecken der Vernunft]

Überall lese ich, wie Grüne zum 2. und 3. Bürgermeister*in gewählt wurden. Und bei uns mandelt sich der 3. CSU Bürgermeister auf und spricht sich gegen den Klima und Energieausschuss aus. In anderen Gemeinden wird sich eingesetzt für Klimaschutz z.b. Fürth. [Oder es werden Klimaschutzbeauftragte gewählt]

Wir sind gut vorbereitet in die erste, konstituierende Sitzung gegangen. Anträge für Transparenz, Stärkung der Demokratie, Bürgernähe und Bürgerfreundlichkeit sowie Tatkraft in der Bewältigung der örtlichen akuten Probleme haben wir eingebracht.

Es fehlt bei den anderen die Leidenschaft. Der GR dient nur der Erhaltung ihres Status.
Die bewegen sich nur in der Komfort Zone. Es fehlt das Heraustreten und Wagen. Ideen einbringen. Heute für die Zukunft was bewegen.
Offenbar zählt nur die Macht und deren Erhalt. Geltungssucht und Erhaltungszwang ist das, was die anderen antreibt. Den finanziellen Status, das Prestige und die sogenannte Tradition zu halten oder zu verbessern. Und Kommentare raushauen, weil man es kann.

Carl Amery beschreibt es als

„Weiterwursteln. Politik wird weiterhin aus kurzatmigen Schlauheiten bestehen, Wirtschaft aus immer mehr Kriminalität, Menschheitsleben aus der Tötung von immer mehr nicht-menschlichem Leben. Die drei hauptsächlichen Werkzeuge, mit denen der bisherige Lebenszustand beendet werden und einem gänzlich neuen Platz machen wird, sind die drei großen K: Kühe, Kfz und Kettensägen.“

Carl Amery, Leben/Tod/Würde, List Verlag München Leibzig, 1992, S. 21

Kaum zu glauben, dass sich in den fast 30 Jahren nichts verändert hat. Die 3 Ks werden noch dieses Jahrtausend die Menschheit ausrotten und die Chance auf eine neue Krone der Schöpfung einleiten.

12.05.2020 Konstituierende Sitzung

Die konstituierende Sitzung begann mit dem Ratsglockeläuten und der wertschätzenden Rundumbegrüßung von Publikum, Gemeinderäten sowie der Verwaltung durch den neuen Bürgermeister. Die Folgen der Corona-Pandemie negativ wie positiv wurden angesprochen, und dann kam die erste Erwähnung, vier Minuten nach dem Beginn der Sitzung: Alles würde mit gesundem Menschenverstand betrachtet und beurteilt werden, die Sitzungen sollen unter diesem Stern stehen.

Aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass vor allem die wertekonservierenden Parteien in unserer kleinen Gemeinde sich auf diesen gesunden Menschenverstand berufen. Bereits in der ein oder anderen persönlichen Mail, im Wahlkampf und bei Veranstaltungen zur Bürgermeister*innen Kandidatur, wurde hier immer fleißig dieser herangezogen.

Eigentlich müsste jetzt ein kleiner Ausflug zu genau diesem Menschenverstand (wikipedia, 14.05.2020 22:53) kommen, denn meines Erachtens liegt genau in dieser Beschränkung das Problem der Sache. Verstehen ist geprägt durch Bildung, Erziehung und die eigene erlebte Geschichte. Die Vernunft (wikipedia, 14.05.202.0 23:02) jedoch, sich durch geistiges Denken Sachverhalte zu erschließen, also über sich und die Umwelt nachzudenken und dabei Bildung, Erziehung und die eigene Geschichte darüber hinaus mit anderen zu teilen, in Erfahrung zu bringen und jenseits der Logik und der Problemlösung, dann zu handeln, erweitert diesen Verstand. Denn dieser kann nach Rudolf Eisler, da er das normale Denken umfasst, dabei auch fehlgeleitet werden. Nach Emanuel Kant erweitert die Vernunft den Verstand, sie macht ihn unabhängig von der Erfahrung und hebt ihn durch Theorie und empirisches Experiment, durch erneute Prüfung desselben, also durch Reflexion, und der darauf folgenden Verbesserung als Prozess des Denkens und Handelns, auf die Ebene der Wissenschaft. Somit werden durch die Methodik sowohl die Theorie, das Handeln als auch die Überprüfung des Ergebnisses zu einem transparenten Geschehen, das nachvollziehbar ist. Etwas das in Zeiten von Fake-News, rechten Umtrieben, Wissenschaftsleugnung, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Angriffen auf Minderheiten dringend notwendig ist. Zugleich kommt man weg vom Reagieren hin zum Agieren.

Und diese demokratischen, transparenten und offenen Seiten würden auch unserer Gemeinde gut stehen.

Weiter ging es jetzt mit unserem Antrag zur „Satzung zur Regelung von Fragen des örtlichen Gemeindeverfassungsrechts“ dem ein Großteil der wertekonservierenden GR-Mitglieder mit weit von sich gestreckten, verschränkten Füßen anhörten: Ein fünfter Ausschuss, einer für „Klima und Energie“, soll unter anderem ein Klimaschutzkonzept erarbeiten, dezentrale und regenerative Energieversorgung sowie E-Mobilität fördern und die ARGE Windkraft unterstützen. Insgesamt also mithelfen, das Pariser Klimaschutzabkommen auch hier in der Gemeinde umzusetzen. Der Antrag wurde mit 4:17 Gegenstimmen abgelehnt.

Bei der Beschlussfassung über die Geschäftsordnung wurden noch weitere Anträge gestellt:
Einberufung der Ausschüsse durch 50% der Ausschussmitglieder, denn dies stärkt den demokratischen Charakter dieses wichtigen Instrumentes. Da wie von einem wertekonservierenden GR-Mitglied ausgeführt, nur bei Bedarf ein Ausschuss notwendig sei und Arbeit nicht erwünscht ist, wurde der Antrag mit 4:17 Gegenstimmen abgelehnt.
[Anzahl der] Sitzungen des Verkehrsausschusses sollen mindestens einmal pro Quartal erfolgen, da wie in vielen Wahlprogrammen erkannt, das Verkehrsproblem in der Gemeinde die Bürger bewegt. Lärm und Luftverschmutzung sowie nicht eingehaltene Geschwindigkeitsbeschränkungen sind seit Jahren Thema. Hier könnten, so im Antrag vorgeschlagen, durch die regelmäßige Beschäftigung mit dem Problem auch z.B. Verkehrskonzepte (oder ein Lärmaktionsplan) erarbeitet werden. Da die wertekonservierenden GR-Mitglieder keinen Ausschuss-Bedarf für dieses Projekt sahen, wurde der Antrag mit 4:17 Gegenstimmen abgelehnt.
Veröffentlichung der nichtöffentlichen Tagesordnung wäre nun wieder ein Thema, die Transparenz und Akzeptanz zu dann öffentlichen Beschlüssen, sowie deren Nachvollziehbarkeit durch die Gemeindebürger, zu erhöhen. Unter Berücksichtigung von Datenschutz und Persönlichkeitsrechte ist dieser Schritt bedeutend, Geheimniskrämerei und Verschwiegenheit, Gerüchten über Mauscheleien und Spezlwirtschaft aktiv entgegenzutreten. Die wertekonservierenden GR-Mitglieder sahen mit exakt den selben Argumenten dies nicht notwendig, denn mit „dem gewaltigen Fass“ der Transparenz wären ja Wohl der Gemeinde, die Handlungsfreiheit sowie der Schutzraum des Rates zusammen mit der Verschwiegenheit und Geheimhaltung bedroht, und lehnten mit 4:17 Gegenstimmen den Antrag ab.
Bürgeranfragen vor Eintritt in die Tagesordnung als bewährtes Mittel, dringend angefragten Themen ein bisschen Platz zu lassen und fest in die Gemeindeordnung zu schreiben, war offenbar der Mehrheit zu viel, der Antrag wurde diesmal mit 8:13 Stimmen abgelehnt. Wobei hier schon der Wille gezeigt wurde, so interpretiere ich diese zögerliche Befürwortung, dass die freiwillig geübte Praxis der letzten sechs Jahre doch wenig Auswirkung auf die Länge der Sitzung gehabt hatte. Wie schön wäre es, wenn auch in Zeiten der Corona-Pandemie die Bürger eine Chance auf drängende Fragen bekommen hätten.
Abstimmung über Anträge in der eingereichten Form war offenbar für ältere GR-Mitglieder ein zu weites Feld. Es musste nämlich zweimal der Versuch zur „korrekten“ Abstimmung gestartet werden. Hätten alle Ratsmitglieder sich das Protokoll der letzten Sitzung (21.04.2020) auch wirklich angesehen, es enthält gleich zwei Beispiele (TOP 8 und TOP 20), die sicher noch für mehr Verwirrung bei den Antragstellern sorgen werden, wäre der Antrag nicht mit 5:16 Gegenstimmen abgelehnt worden.

Der weitere Verlauf war jetzt weniger von Ablehnung geprägt, aber wundern tut es mich schon, was bei den wertekonservierenden GR-Mitglieder ohne viel Diskussion schnell über die Bühne ging: Wer als Seniorensprecher und als Jugendbeirat vorgeschlagen wurde: Keiner. Ja, es gibt hier Rückfragen und Personen, die dafür möglicherweise erst gewonnen werden müssen, aber sonst ist doch bei der 2. Bürgermeisterin und 3. Bürgermeister oder bei den Ausschussmitgliedern auch (vorher) schnell klar gewesen, wer es wird. Könnte es sein, dass der Stellenwert für diese beiden Vertretergruppen nicht hoch genug ist? Oder ist doch plötzlich Projektarbeit und die Erstellung eines Konzeptes in einem Ausschuss möglich, wenn es um die Aufgaben und Anforderungen eines Sprechers und Beirats geht: Der Sozialausschuss kümmert sich darum. Dieser besteht übrigens bis auf den grünen Gemeinderat und dem der Big Brother Partei, hier aber sicher mangels weiblichen Gemeinderäten, nur aus Frauen. Äh, ist das Rollenbild der beiden kleinen Schwesterparteien möglicherweise aus dem letzten Jahrhundert? Traut man das einem Mann nicht zu?

Weiter zum lustigen und flachgetretenen Thema: Wer macht vor der Sitzung ein Lokal am Ort klar, in das der Gemeinderat dann einkehren kann? Anstelle dieser Diskussion hätte man auch die Viertelstunde für Bürgeranfragen zu aktuellen Themen außerhalb der Tagesordnung verwenden können, zusammen mit dem endlosen Pingpong zwischen der Big Brother Parteien und den kleinen Schwestern, als es um nichtöffentliche Themen ging, die eigentlich recht gut erklärt, zur Entscheidung anstanden.

Kleine unbewertete Bemerkung am Rande: Es gibt im neuen GR-Gremium nur drei Frauen. Wie bereits in der vergangenen Wahlperiode. Eine dieser Frauen wurde neu hineingewählt. In der CSU war und ist keine Frau vertreten. Die Erste auf der Wähler-Liste lag auf Platz 7.

Letztendlich war die Sitzung kurz vor Mitternacht aus, die Fußgängerampel hatte sich schon ausgeschaltet und ich genoss die Frische der Luft.