Kommentar zur 5. Sitzung

Durch eine Bürger-Anfrage gibt es endlich die Sichweise auf ein neues Problem, mit dem sich unsere Gemeinde, an der Landkreisgrenze, bisher nur selten beschäftigen mußte: Landkreisübergreifende Schulbesuche. Jetzt mit dem super Deal des Landkreises, das 365 Euro MVV Ticket als Basis für die Schülerbeförderung zu verwenden, fällt die Übernahme der Schülerfahrten weg, wenn sie zwar bis zu 20% teurer als zum Landkreiseigenen, aber näher gelegenen Schulstandort außerhalb des Landkreises, waren. Durch das nun extrem günstige 365 Euro Ticket sind alle diese Beförderungen nun wesentlich teurer als die bisherig übernommenen +20% und werden daher gar nicht mehr übernommen. Das heißt, Eltern zahlen nun bis zu 1000 Euro pro Kind selbst und profitieren auch nicht an einem 365 Euro Ticket. Da z.B. aber die Neubiberger Realschule einen Aufnahmestopp verfügt hat, müssen die Schulkinder nun auf die nähere Realschule Feldkirchen-Westerham gehen, die teure RVO-Beförderung ist aber eine Belastung für die Eltern, insbesondere, wenn es Geschwisterkinder gibt.
Inzwischen hat auch das Landratsamt die Wichtigkeit diese Tatsache begriffen und steuert dagegen, möchte aber nur einmal zahlen, der Antrag der Grünen geht dahin, dass natürlich alle (Geschwister-)Kinder übernommen werden.

Artikel dazu in der sz vom 28.09.2020, hier der Blog Eintrag Grünen im Kreistag mit Antrag

Ein anderes Thema, jenseits der Tagesordung war, dass unserem Bürgermeister das Müllproblem aufgefallen ist. Mit Corona hat die Bevölkerung neue Ausflugsziele endeckt, es gibt mehr Freizeittourist*innen und Naturliebhaber*innen, die extra in die Gemeinde kommen, es gibt Mittagspausenspazierer*innen, die ihre Runden drehen. Ja, er hat sich echt aufregt und darüber erzürnt, dass der Müll jetzt überall liegen gelassen wird. Chipstüten, Pappbecher, Fastfood Reste, Nasenmundbedeckungen, Getränkeflaschen, Getränkekartons und Plastik ohne Ende …
Mein Kommentar dazu: Das war auch vorher schon und es genügt nicht, nur es einfach anzusprechen, es muss auch gehandelt werden. Als gutes Beispiel gehen die fb Ayinger Müllsammler da voran und sammeln den Müll auch wirklich ein.
Da fällt mir ein, wann ist eigentlich das nächste Ramadama?

Note to myself: Bei der Sitzung ist mir auch aufgefallen, dass nur wir Grünen digital sind, einer der Christlich-Konservativen hat zwar iPad dabei, tippt aber ständig nur auf dem Handy rum.

Und ansonsten werden brenzlige Situation im örtlichen Straßenverkehr mit KFZ und Bobbycar oder laufradfahrenden Kindern, nur kommentiert, tatsächliche Vorschläge die Gefahr zu entschärfen, kommen aber von uns Grünen. Denn bei so manchem anderen Gemeinderatsmitglied herrscht die Meinung, dass „de Kinda hoit des seiba leanan miassn“. Darauf folgt dann die Story mit dem SUV in der Innenstadt und der ersten Begegnung mit radelnden Mitmenschen: Klar, dass bei Übertreten von einfachen Verkehrsregeln sich ein 80 kg Radfahrender von einem 2,3 to SUV bedroht fühlt. Ach, es war sogar ein Kind, das an die Scheibe geklopft hat, um auf sich aufmerksam zu machen. Irgendwie ist inzwischen das Verhältnis zur Realität oder ist es die Realität zum Verhältnis (?) bei einigen verloren gegangen.

heute: Einmal-Handschuhe, Mundschutz – Die Plastiktüte von morgen

Es sind erst ein paar Wochen her, dass Ausgangsbeschränkungen, erhöhte Gesundheitsmaßnahmen und sensibler Umgang mit Risikogruppen das tägliche Leben grundsätzlich verändert haben. Es heißt oftmals jetzt, dass die Menschen freundlicher zueinander sind, fürsorglicher und hilfsbereiter. Der Abstand zwischeneinander, der aufgrund von Ansteckungsmöglichkeiten notwendig ist, um diese zu reduzieren, trägt Früchte: Jeder sehnt sich nach der Nähe, die es einmal gab, jeder sehnt sich nach der Freiheit und der Weite, die es zu schätzen gilt. Und doch ist man auf engem Raum eingeschlossen, bekommt Zustände wie in Einzelhaft, geht sich wegen der plötzlich unerträglichen Nähe zusammengepfercht, gegenseitig auf die Nerven. Wer sie verliert, verwundet, verletzt bleiben Narben. Die Psyche des Menschen wird dünnhäutig, labil und verletzlich. Und zerstörerisch.
Viele Facetten, nicht alle sind gleich erkennbar, nicht alle sind wieder reparierbar und verschwinden spurlos.
Gerade jetzt, wo die Natur dem Menschen zeigt, dass es auch ohne Menschen geht, dass ein Nicht-Lebewesen, so klein und unscheinbar, die Welt-Ordnung durcheinander bringt, den Maßstab relativiert und nach Aufmerksamkeit schreit, heute die nötige Veränderung im Leben anzugehen, startet der unachtsame Mensch aus seiner Sehnsucht nach Schutz und Sicherheit die zweite (oder ist es schon die dritte) Katastrophe. Wieder ist der Mensch die Ursache, wieder hat er aus den beiden anderen Katastrophen nichts gelernt: Im Netz, in den sozialen Medien, kursieren bereits die ersten Bilder von Stränden, Müllhalden und Straßenrändern.
Achtlos entsorgte Einmal-Handschuhe, OP-Mundschutz, Atemmasken, Filter, Plastikschutzanzüge überschwemmen die Natur, die sich gerade vom motorisierten Verkehr erholt.
Was vor ein paar Monaten ein Hoffnungsschimmer war, der Bann der Plastiktüte, Erhöhung der Recyclingquote bzw. Benutzung von wiederverwendbaren Behältern, Abschaffung von Plastik-Einmalbesteck und Geschirr, ja sogar von Plastik-Trinkhalmen, wird jetzt in der Leben-mit-Corona-Zeit zerstört und durch etwas noch Gruseligeres ersetzt. Möglicherweise kontaminierter medizinischer Müll mit hohem Plastikanteil. Plastikverpackung der Lieferketten, LocalLocals oder vom Pizzaservice.
Alternativen? Selbstgenähte Atemmasken, Urbandoo Tücher, Händewaschen mit Seife. Masken mit Wechselfilter, der richtig entsorgt wird.
Das eigene Geschirr, Töpfe, Behälter die wiederverwendet werden, weil sie abgespült und nicht weggeworfen werden. Glasflaschen und Gläser, ReCup und Thermoskanne.

Feld mit Plastikmüll aus Gärtnerei

Das Müllproblem und der Mensch. Er muss sich bewusst sein, was er durch seine Anwesenheit, durch seine Aktion, durch sein Leben verursacht. Er muss den sensiblen Umgang mit der Natur praktizieren, denn Müll, egal welcher, gehört dort nicht hin. Plastik braucht Jahrzehnte um zu Mikroplastik zu zerfallen und gefährdet dabei unzählige Lebewesen auf dem Land und im Wasser.
Wenn jetzt nach einem sanften Neustart das Leben mit Corona einen höheren Gesundheits-Schutz benötigt und andere Wege der Versorgung etabliert, darf dies nicht wieder auf Kosten der Natur sein.

Nachtrag: Was ich am 15.04.2020 das erste Mal als ein Phänomen beschrieben habe, ist inzwischen auch in unserer kleinen Gemeinde Aying angekommen. Der achtlos in der Natur entsorgte Müll von gebrauchten Einmal-Handschuhe, OP-Mundschutz, Atemmasken, Filter, Plastikschutzanzüge ist da.

Was denken sich eigentlich die Menschen, die ihren Schutz wegwerfen und dabei andere gefährden? Die so besorgt um ihre eigene Gesundheit sind, sich aber rücksichtslos gegenüber den anderen verhalten?

Meine Antwort darauf: Hundekottüte rausnehmen, über die Hand stülpen und gefahrlos den gedankenlos entsorgten Müll aufsammeln und zu Haus in den Hausmüll werfen. Der Beutel sorgt dafür, dass man keinen Kontakt hat und, dass das, was nicht in die Natur gehört, aus dieser verschwindet.

Danke fürs Nachmachen!

Nachtrag 04.02.2022 Was vor zwei Jahren ja noch nicht bewiesen, aber die Befürchtung war, dass die Maske und weitere Materialien, die notwendig sind, um die Pandemie einzudämmen, etwa Spritzen, Schutzanzüge, Behälter, zur Umweltbelastung werden, wurde vor ein paar Tagen jetzt auch in einem sz Artikel bestätigt.
https://www.sueddeutsche.de/wissen/corona-pandemie-plastik-muell-entsorgung-masken-tests-1.5519640
Auch hier gilt, wie bei der Plastiktüte, bei Hundekot, bei Getränkeflaschen: Abfall, Müll und Schutt gehören nicht in die Natur!