Kultur

als Verhinderung von Verrohung, Dystopie und Apokalypse.
Kultur entwickelt sich als eine Form aus dem Alltag, dem Leben. Sie wird Kunst und Landschaft wo der Mensch hintritt und sich ausbreitet, sie wird Zukunftszenario und Hoffnung.
Kultur passt sich an und prägt den Alltag.
Abwesenheit von Kultur unterdrückt Leben, Freiheit und Individualismus. Verneint jede Art der lebenschaffenden Kreativität.
Kultur wie Kunst schafft friedlich und ist in jedem Fall verrückt. Nicht angepaßt und fiebert Neuem entgegen.
Kultur als nicht relevant für die Gesellschaft zu bezeichnen, als nicht systemrelevant, zeichnet eine unmenschliche, nur auf Profit ausgerichtete Politik aus, die auch Natur und Umwelt diesem unterordnet. Wie die Luft zum Atmen, wie Wasser für den Durst und Brot gegen Hunger und ein geschütztes Bett zum Schlafen, ist Kultur und Kunst, Anstand und Vernunft ein Kulturbestandteil und dient dem Leben.

Dieser Text hier zur Kultur wurde im 1. Lockdown März 2020 geschrieben, und er gilt auch jetzt, im 2. Lockdown November 2020. Dazu möchte ich noch die Musikerin Weyes Blood zitieren, die am 27.05.2020 auf fb geschrieben hat, zusammen mit ihrem neuen Video.

Good day everyone,
Here is a video for my song “Wild Time” that was shot on 16mm pre-Pandemic, then edited together during isolation. Felt like the right time to let this video out into the world, seeing as we’re all getting saddled down by some pretty grim realities. This song is about yearning for wildness and Mother Nature in a time of chaos. It’s for sensitive people who worry about the fate of humanity and feel powerless to do anything about it.
I’ve spent a lot of time thinking apocalyptic thoughts and realizing that won’t get you anywhere. What if the world has always been ending? What if the sprawl of our cities are just as wild as the forests? What if climate change and the destruction of our natural habitat is a reflection of the nature within us, however sublimely horrifying and hard to understand? We’re animals, we play out a very precarious drama of life, and we grasp for what’s left of the protective womb – but maybe the notion that we’re somehow separated from her is an illusion. Maybe it is, truly, a wild time to be alive. Maybe getting in touch with that as a culture and society would avert the worst case scenarios of ecological crisis and existential dread.
If you’ve gotten this far, wow, thank you for actually taking the time to read this. In other news, as you may have assumed, I am canceling all of my headline shows for 2020, but I’m beginning to work on my next album that will come out in 2021- a different time, when hopefully we can see each other face to face once again.
xo
Natalie (aka Weyes Blood)

Quelle: https://www.facebook.com/weyesblood/videos/527611871456372/

Zum Verständnis der damals im März veröffentlichten Verordnung zur Förderung von durch die Folgen der Corona-Pandemie betroffenen Künstler, benötigt man ja einen Juristen, der das ganze rechtssicher interpretiert. Was bleibt dann da noch übrig von der Wertschätzung, von der künstlerischen Freiheit, vom Geld zum Leben? Wenn zuerst der Jurist bezahlt werden muss? Oder sind das dann die im ersten Wurf bezuschussten Betriebsausgaben? Ach so, wer die erhalten hat, bekommt ja jetzt nichts.
Kunst wird ähnlich gesehen, wie die Belohnung der Pflegekräfte, der Leiharbeiter und der sozialen Berufe: Klatschen auf dem Balkon muss genügen. Der Rest an Finanzgelder wird lieber in die Lufthansa gesteckt.

Klimawandel vs. Corona

Die kleine Übung, die ein wahllos um sich greifender Virus uns Menschen auferlegt, könnte als Beispiel für das Versagen der aktuellen Finanz- und Wirtschaftsmärkte sein, ebenso für die von Konsum lebenden und auf stetig wachsenden Verbrauch ausgelegten Unternehmen. Verbrauch von endlichen Ressourcen, Ausbeutung von Geringverdienern, Konsum von Luxusgütern, höchstbietend auf der einen Seite limitiert, verramscht, wenn sie für den gemeinen Weltmarkt produziert werden.

Es wäre eine Übung in Empathie und Solidarität mit dem Nächsten und der Umwelt, den kleinen Verzicht an Luxus und Annehmlichkeiten der bisher gelebten Verschwendung in etwas Positives umzuwandeln und eine Rückbesinnung auf global geltenden Werte wie Rücksicht, maßvollen Umgang mit Natur und Mitmensch und der Stärkung der selben, angesichts der noch viel größeren Aufgaben, die aus den Folgen des inzwischen unaufhaltbaren Klimawandels entstehen.

Ein Dürresommer jagt in Zentraldeutschland den nächsten, dazu Regenperioden im Süden mit den Überschwemmungen durch gesättigte Böden und versiegelten Flächen, Stürme in Südeuropa, Flächenbrände in Amerika und noch viele weitere Katastrophen, die in den Medien mit drastischen Bildern verfolgt werden können, lassen den Kampf gegen das Virus verblassen. Aktuell sind die Nachrichten zu Umweltverbrechen durch Atommüll, verunglückten Öltanker oder radioaktivem Wasser aus Fokushima in den Hintergrund gerückt, da Fallzahlen, Menschenketten vor Teststationen oder Publicity trächtige Ankündigungen und Selbstmitleid ihnen die Show stehlen.

Doch in weniger als 30 Jahren, wird auch hier in Deutschland das Klima ein Temperatur Niveau erreicht haben, das die Krankenhäuser mit Risikopatienten füllt, die angesichts von 40°C und mehr auf der Straße kollabieren, oder mit Patienten, die sich beim Löschversuch der Waldbrände schwer verletzt haben. Wunden heilen zudem generell bei Temperaturen über 30° C langsamer ab, da hier die Heilungsprozesse nicht mehr optimal ablaufen. Herzkreislauf-Erkrankungen, Dehydrierung von älteren Menschen, Nierenkrankheiten und die generelle Zunahme von psychischen Belastungen durch klimabedingten Stress werden alltägliche Krankheiten sein. Und da bislang auch die Pflichtaufgaben nicht gemacht wurden, also die jetzt aktuellen Umweltkatastrophen zu beenden und die Auswirkung auf die Zukunft durch globalen Stopp und Rückbau der Atomenergie, schnellen Ausstieg aus fossilen Energieträgern weltweit und Umsetzung einer umweltgerechten und klimaneutralen Kreislaufwirtschaft zu minimieren, kommen all diese Risiken noch dazu: unbekannte Auswirkungen durch nicht reversible Überschreitungen von Kipppunkten, z. B. Abschmelzen der Polkappen, Auftauen der Permafrostböden, Erwärmung der Weltmeere, Ausbreitung von bislang unentdeckten Krankheitserregern.

Mit dem aktuell neuartigen Corona-Virus werden die Menschen leben müssen, der Alltag wird über das Jahr hinweg durch Infektions-Wellen, Lock-Down, steigende Versicherungsprämien oder Totalisolation für manche Berufsgruppen, geprägt sein. Es werden sicher kulturelle Veränderungen anstehen, dabei werden vor allem digital progressive Gruppen profitieren, die meist aus den wenigen Industriestaaten kommen.

Was aber auch bei der Lösung dieser globalen Probleme auf keinen Fall zu kurz kommen darf, ist die emotionale Seite, die unser Menschsein ausmacht. Die Empathie beim Ausdruck zwischenmenschlicher Nähe, die Unterhaltung durch die Schönen Künste, also alles was mit den klassischen Musen und deren Küssen und Werben zu tun hat. Die Kultur folglich, die jeden Menschen egal wo auf der Welt fasziniert und von dem auch unter schwierigen Bedingungen die Gesellschaft Bedarf hat. Die jenseits von Rettung der Weltmärkte, Wirtschaftsinteressen und Technokratie die Menschen ernährt, mit Glück und Wärme erfüllt, und zu dem macht, was auch der Mensch ist, denn er lebt emotional von Kontakt und Gesellschaft. Kunst, Musik, Tanz und Theater vor allem müssen gestützt werden, unabhängig davon, was es kostet. Soziales Leben ist für die Menschlichkeit unbedingt notwendig. Gastronomie, Kunst, Kultur und Gesellschaft tragen die Fluchtmöglichkeit aus dem Alltag in sich, verbinden und klären auf: Jede*r ist sich ähnlicher als er oder sie glaubt, denn jede*r trägt den Funken der Liebe in sich: Die Hoffnung auf eine erträgliche Gegenwart miteinander.

Weniger umweltzerstörender Konsum, mehr Nachhaltigkeit, gänzliche Umstellung auf erneuerbare Energien und eine Kreislaufwirtschaft zusammen mit Klimagerechtigkeit wären die Basis dafür und müsste so schnell als möglich angegangen werden, um die Katastrophenszenarien der nahen Zukunft halbwegs im Griff zu bekommen. Ein Anfang dazu ist der Bericht im Oktober 2020 „CO2-neutral bis 2035: Eckpunkte eines deutschen Beitrags zur Einhaltung der 1,5-°C-Grenze, Diskussionsbeitrag für Fridays for Future Deutschland, mit finanzieller Unterstützung durch die GLS Bank

SZ Artikel zu Krankheitserreger durch Tiere: https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/pandemie-zoonosen-infektionskrankheiten-artenschutz-ipbes-1.5098402, 29.10.2020

IQ – Wissenschaft und Forschung Krank durch den Klimawandel: https://www.br.de/radio/bayern2/programmkalender/ausstrahlung-2284826.html, Donnerstag, 29.10.2020 18:05 bis 18:30 Uhr