09.03.2021 11. Sitzung inkl. Kommentar

Was die Gemeinde bewegt, konnte in dieser Sitzung beobachtet werden. Hier gibt es den Link zum vorläufigen Sitzungsprotokoll.

In der Gemeinde Aying ist die Energiewende und die Notwendigkeit zur Handlung angekommen. Mit einer überwältigenden Mehrheit, nahezu einstimmig, also mit einer Gegenstimme aus dem erzkonservativen Lager der optischen Bayernbewahrer*innen, Heimatmuseumsgestalter*innen und atomarer Endlagerbefürworter*innen, wurde der bereits 2014 in einer Bürgerversammlung erarbeitet Standort für Windkraftanlagen im Hofoldinger Forst, nahe der Autobahn, erneut bestätigt und die Fortführung des Projektes beschlossen. Es werden für den April 2021 hybride Informationsveranstaltungen für Bürger*innen geplant. Es können online und vor Ort (in der Turnhalle Helfendorf) Bürger*innen Details erfahren und Fragen stellen.
Unser 1. Bürgermeister Peter Wagner hat in dieser Gemeinderatsitzung tolle Arbeit geleistet und überzeugend dargelegt, wie die Gemeinde Aying ihren Anteil leisten kann. Bürger*innen und Gemeinde können sehr wohl vor Ort unter Berücksichtigung von Natur- und Artenschutz und mit wirtschaftlicher Betrachtung die Wertschöpfungskette nutzen und die Energiewende vorantreiben: Lokale Erzeugung, lokale Nutzung, lokale Wertschöpfung.
Feedback und Lob dazu von der Kreistagsfraktion der Grünen auch in der SZ (11.05.2021)

Hinweis: In der 12 und 13 Kalenderwoche wird dieses Jahr die Straßenreinigung auf den kommunalen Straßen und Wegen stattfinden. Anleger werden gebeten, Hof und Gehwege vorher zu kehren, damit die Kehrmaschine dann Splitt und Staub mit aufnehmen kann.

Info von der Verwaltung der Gemeinde Aying mit der Bitte um Verteilung

Auf der Tagesordnung stand noch ein Punkt, die Bündelausschreibung zur Stromlieferung für kommunale Liegenschaften. Hier wird über ein Ausschreibungsbüro zusammen mit anderen Gemeinden ein guter Preis verhandelt. Ein Kriterium ist hier, dass Angebote eingeholt werden, die von den Energieerzeugern eine Neuanlagenquote bei 100% Ökostrom fordert. Das heißt, dass die beim Verkauf erzielten Gewinne zu einem gewissen Prozentsatz wieder in neue Anlagen investiert werden um so die erneuerbaren Energien zu fördern und weiter auszubauen. Zwar steigen insgesamt um ca. 0,5-1,5 ct pro kWh die Kosten für die Gemeinde im Vergleich zum Bezug von konventionellem oder Ökostrom ohne Neuanlagenquote. Bereits jetzt wird die Gemeinde Aying auch von einem Ökostromanbieter mit Neuanlagenquote versorgt, ebenso ist das Budget auch im knappen Corona-gebeutelten Finanzplan berücksichtigt. Daher gab es mit einer Ausnahme auch hier wieder eine breite Zustimmung.
So wie es aussieht, muss noch der Einfluss auf die Gesamtpolitik Deutschlands, die ja bekanntlich in Berlin abläuft, besser koordiniert werden und auch die Gemeinde Aying mehr Aufwind erzeugen, um eine Veränderung zu bewirken. Wie von der einen Gegenstimme richtig angemerkt, kann es nicht sein, dass PV, Windkraft oder Biogasanlagen unrentabel werden und daher abgeschaltet werden, weil das EEG Förderung ausläuft. Für frühzeitig abgeschaltete Atommeiler werden 2,4 Milliarden (2.400.000.000 Euro) aus der Staatskasse, also von Steuergeldern, bezahlt, und bei erneuerbaren Energien wird knapp gerechnet und eine nahezu unkaputtbare Anlage so unrentabel gemacht, dass sogar kleine Reparaturen nicht mehr bezahlt werden können. Der Betreiber wird damit gezwungen, lieber zurückzubauen, als billigst weiter Strom zu produzieren, der die konventionelle Stromproduktion damit unrentabel machen würde.
Kohleverstromung, Erdgas oder atomare Stromgewinnung müssen so schnell wie möglich eingestellt werden. Die Risiken, gerade Angesicht der Auswirkungen von Fokushima oder Tschernobil, die nicht vorhandenen Endlagerstätten, der CO2 Ausstoß und die riesigen Umweltschäden durch den Tagebau, müssen heute minimiert werden.
Die Gemeinde Aying ist auf dem besten Weg dazu, hier ihren Beitrag zu leisten. Wir Bürger müssen nur dran bleiben und selbst aktiv werden. Wie sieht es eigentlich mit Ihrer Photovoltaikanlage aus? Haben Sie schon eine am Balkon hängen, oder auf dem Dach liegen?

EEG-Föderung für Kleinanlagen läuft aus? Hier gibt es Info aus der Verbraucherzentrale (zur Eigenstromnutzung), vom Bayernwerk, agrarheute zur EEG Novelle, Stand der Links jeweils 12.03.2021 19:38

heute: Windenergie

NIMBY – Not in my backyard.

Nicht in ihrem Hinterhof, finden Kritiker der Windenergie, soll die Energiewende stattfinden. Windränder seien doof, hört man, es stürben Vögel, Wald werde abgeholzt, es gebe Geräusche und im Winter könnte Eisabwurf den Spaziergang gefährden. Ja, und Energie sparen möchte man eigentlich auch nicht: der Strom muss also irgendwoher kommen.

Interessanter Beitrag dazu im Deutschlandfunk: https://www.deutschlandfunkkultur.de/deutsche-technik-skepsis-warum-windraeder-vor-der-haustuer.1008.de.html?dram%3Aarticle_id=463668&fbclid=IwAR2WZswAzZ55jxIyuYoew_cJ-VVdZ8dtHPT_QaUVff5OX8DGJJwHZfmRgl4

Was bleibt (also Strom und Wärmeerzeugung durch Verbrennung), erwärmt unsere Erdatmosphäre durch die Emission von CO2, das beim Einsatz von fossilen Energieträgern entsteht. Es bleibt die Macht von Energiekonzernen und Stromtrassen­eignern, es bleibt die Umweltverschmutzung beim Bohren nach Öl, beim Abbau der Ölsande und beim Raffinieren von Rohöl, das selbst auch Unmengen an Energie verschlingt. Und da sind Öltankerkatastrophen, brennende Ölfelder oder die Zerstörung von Natur beim Trassenbau noch nicht erwähnt.

Die Macht der Konzerne, die über privilegierte Vorhaben Kohle im Tagebau fördern, und Natur, Menschen und folgenden Generationen, die Zukunft rauben und riesige Löcher, zerstörte Wälder und fussballfeldgroße Abraumhalden und Schlackehügel hinterlassen, kümmert sich nicht um Energie durch Nachhaltigkeit, sondern nur um Gewinnmaximierung und Shareholder Value. In Amerika läuft übrigens schon die erste Klage an, die einen der größten Verursacher von CO2 zur Rechenschaft ziehen: Exxon (Quelle: https://www.theguardian.com/commentisfree/2016/may/25/exxon-climate-change-greenhouse-gasses). Es ist zu hoffen, dass es den 20 Firmen, die für ein Drittel des CO2 Anstieges verantwortlich sind, so ergeht, wie den Tabakherstellern, die mit Klagen wegen Verharmlosung der Produktgefahren überzogen wurden (Quelle: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/james-black-sagte-1977-die-klimakrise-voraus-leider-arbeitete-er-bei-exxon-a-1298292.html)

Was also, wenn es anders auch geht? Wenn zwar für den Bau erstmal Bäume gefällt, dann aber nachgepflanzt werden? Was, wenn auf Industriehallen, sonnigen Hausdächern und Ställen Photovoltaik Strom erzeugt? Was, wenn private Stromerzeuger in das öffentliche Netz einspeisen, und vor Ort dieser verbraucht wird und neue Stromtrassen in geringerer Anzahl benötigt werden, weil ein dezentrales System die Versorgung übernimmt? Was, wenn durch Pufferspeicher auch hier in der Nacht die Verbraucher Energie erhalten, der tagsüber aus Wind- und Sonnenenergie gespeichert wird? Was, wenn dies alles bereits durch heutige Technik funktioniert?

Über eine Windkraftanlage, die lokal durch eine Genossenschaft oder durch eine Kommune selbst erstellt wurde, kann die Gemeinschaft sehen, wie Energie produziert wird. Sie ist durch die heutige Technik in der Lage, bei Zugvögelbewegung, Fledermausflug, Eis- oder Schattenwurf die Umweltbelange zu berücksichtigen. Und die Betreibergesellschaft kann bei diesem Modell ihren Bürgern einen emotionalen Beitrag geben, einen Bezug schaffen, den externe Investoren nie erreichen werden.

Ja, Rotmilane sind schützenswert (Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/greifvogel-rotmilan-artenschutz-als-vorgeschobenes-argument.697.de.html?dram:article_id=460445), die Hälfte ihrer weltweiten Population beschränkt sich auf das Gebiet Deutschlands, daher sind wir hier in einer besonderen Verantwortung. Kameragestützte Technik, die rechtzeitig jagende Rotmilane erkennt und das rotierende Windrad anhält, ist in Entwicklung. Wenn Äcker bestellt werden, und damit Rotmilane angezogen werden, sind Windräder in dieser Zeit abzustellen, um nicht das Risiko für die Vögel deutlich zu erhöhen.

Vor Ort heißt also, daß es auch im Hofoldinger Forst weitergeht. Nachdem der Brunnthaler Gemeinderat am 06.11.2019 beschlossen hat, doch Mitglied der ARGE Windenergie Hofoldinger Forst zu bleiben, können die Planungen für die Windmessungen der Wirtschaftlichkeitsprüfung der Anlagen, weitergehen. Ein Austritt der Brunnthaler wäre möglicherweise das Ende der ARGE gewesen und für die umliegenden Gemeinden ein Kontrollverlust. Denn es ist zu vermuten, daß die Eigentümer des Forstes, die Bayerischen Staatsforsten, Verträge mit Energieriesen wie EON geschlossen hätten, um dem „100 Windräder“ Programm der Bayrischen Regierung, entgegenzukommen. Auch ein Beteiligungsmodell für die Bürger wäre damit nicht mehr möglich.

Link auf fb Artikel von Herrmann

Ergänzender Beitrag zu einer Windradbesichtigung in Bruck bei Glonn: Gemeindeblatt Aying 6 – Dezember 2019, Mittelteil „Energiewende in Bürgerhand. Besuch einer Windkraftanlage“