heute: Windenergie

NIMBY – Not in my backyard.

Nicht in ihrem Hinterhof, finden Kritiker der Windenergie, soll die Energiewende stattfinden. Windränder seien doof, hört man, es stürben Vögel, Wald werde abgeholzt, es gebe Geräusche und im Winter könnte Eisabwurf den Spaziergang gefährden. Ja, und Energie sparen möchte man eigentlich auch nicht: der Strom muss also irgendwoher kommen.

Interessanter Beitrag dazu im Deutschlandfunk: https://www.deutschlandfunkkultur.de/deutsche-technik-skepsis-warum-windraeder-vor-der-haustuer.1008.de.html?dram%3Aarticle_id=463668&fbclid=IwAR2WZswAzZ55jxIyuYoew_cJ-VVdZ8dtHPT_QaUVff5OX8DGJJwHZfmRgl4

Was bleibt (also Strom und Wärmeerzeugung durch Verbrennung), erwärmt unsere Erdatmosphäre durch die Emission von CO2, das beim Einsatz von fossilen Energieträgern entsteht. Es bleibt die Macht von Energiekonzernen und Stromtrassen­eignern, es bleibt die Umweltverschmutzung beim Bohren nach Öl, beim Abbau der Ölsande und beim Raffinieren von Rohöl, das selbst auch Unmengen an Energie verschlingt. Und da sind Öltankerkatastrophen, brennende Ölfelder oder die Zerstörung von Natur beim Trassenbau noch nicht erwähnt.

Die Macht der Konzerne, die über privilegierte Vorhaben Kohle im Tagebau fördern, und Natur, Menschen und folgenden Generationen, die Zukunft rauben und riesige Löcher, zerstörte Wälder und fussballfeldgroße Abraumhalden und Schlackehügel hinterlassen, kümmert sich nicht um Energie durch Nachhaltigkeit, sondern nur um Gewinnmaximierung und Shareholder Value. In Amerika läuft übrigens schon die erste Klage an, die einen der größten Verursacher von CO2 zur Rechenschaft ziehen: Exxon (Quelle: https://www.theguardian.com/commentisfree/2016/may/25/exxon-climate-change-greenhouse-gasses). Es ist zu hoffen, dass es den 20 Firmen, die für ein Drittel des CO2 Anstieges verantwortlich sind, so ergeht, wie den Tabakherstellern, die mit Klagen wegen Verharmlosung der Produktgefahren überzogen wurden (Quelle: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/james-black-sagte-1977-die-klimakrise-voraus-leider-arbeitete-er-bei-exxon-a-1298292.html)

Was also, wenn es anders auch geht? Wenn zwar für den Bau erstmal Bäume gefällt, dann aber nachgepflanzt werden? Was, wenn auf Industriehallen, sonnigen Hausdächern und Ställen Photovoltaik Strom erzeugt? Was, wenn private Stromerzeuger in das öffentliche Netz einspeisen, und vor Ort dieser verbraucht wird und neue Stromtrassen in geringerer Anzahl benötigt werden, weil ein dezentrales System die Versorgung übernimmt? Was, wenn durch Pufferspeicher auch hier in der Nacht die Verbraucher Energie erhalten, der tagsüber aus Wind- und Sonnenenergie gespeichert wird? Was, wenn dies alles bereits durch heutige Technik funktioniert?

Über eine Windkraftanlage, die lokal durch eine Genossenschaft oder durch eine Kommune selbst erstellt wurde, kann die Gemeinschaft sehen, wie Energie produziert wird. Sie ist durch die heutige Technik in der Lage, bei Zugvögelbewegung, Fledermausflug, Eis- oder Schattenwurf die Umweltbelange zu berücksichtigen. Und die Betreibergesellschaft kann bei diesem Modell ihren Bürgern einen emotionalen Beitrag geben, einen Bezug schaffen, den externe Investoren nie erreichen werden.

Ja, Rotmilane sind schützenswert (Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/greifvogel-rotmilan-artenschutz-als-vorgeschobenes-argument.697.de.html?dram:article_id=460445), die Hälfte ihrer weltweiten Population beschränkt sich auf das Gebiet Deutschlands, daher sind wir hier in einer besonderen Verantwortung. Kameragestützte Technik, die rechtzeitig jagende Rotmilane erkennt und das rotierende Windrad anhält, ist in Entwicklung. Wenn Äcker bestellt werden, und damit Rotmilane angezogen werden, sind Windräder in dieser Zeit abzustellen, um nicht das Risiko für die Vögel deutlich zu erhöhen.

Vor Ort heißt also, daß es auch im Hofoldinger Forst weitergeht. Nachdem der Brunnthaler Gemeinderat am 06.11.2019 beschlossen hat, doch Mitglied der ARGE Windenergie Hofoldinger Forst zu bleiben, können die Planungen für die Windmessungen der Wirtschaftlichkeitsprüfung der Anlagen, weitergehen. Ein Austritt der Brunnthaler wäre möglicherweise das Ende der ARGE gewesen und für die umliegenden Gemeinden ein Kontrollverlust. Denn es ist zu vermuten, daß die Eigentümer des Forstes, die Bayerischen Staatsforsten, Verträge mit Energieriesen wie EON geschlossen hätten, um dem „100 Windräder“ Programm der Bayrischen Regierung, entgegenzukommen. Auch ein Beteiligungsmodell für die Bürger wäre damit nicht mehr möglich.

Link auf fb Artikel von Herrmann

Ergänzender Beitrag zu einer Windradbesichtigung in Bruck bei Glonn: Gemeindeblatt Aying 6 – Dezember 2019, Mittelteil „Energiewende in Bürgerhand. Besuch einer Windkraftanlage“