Kommentar zur 4. Sitzung

In der Bartenstraße wird es ein größeres Bauvorhaben geben. Zwei Gebäude werden entstehen, eines wird so groß sein, dass es 11 Wohneinheiten beherbergen kann sowie eine Ladenfläche von 80 qm. Das zweite Gebäude quer dazu wird als Dreispänner geplant. Insgesamt werden 32 Stellplätze benötigt, die über eine Tiefgarage und Außenparkplätze verteilt werden, wobei 5 gegenüber dem großen Gebäude geplant sind, auf einer kleinen grünen Wiese. Jetzt leben da ein Busch und zwei gesunde Kastanienbäume . Die alte Kastanie, unter der ich als Grundschüler im Herbst beim Warten auf den Bus noch Kastanien gesammelt habe. Diese soll auf Drängen der Gemeindeverwaltung erhalten bleiben.
Das Bauvorhaben wird über kurz oder lang nicht das Einzige sein. Ein großer leerstehender Hof hat auch den privaten Besitzer gewechselt, und so wird zusammen mit der geplanten Dorfmitte bald eine Nachverdichtung im Kern von Großhelfendorf ermöglicht, welche die Gemeinde nicht steuern kann. Meine Warnungen vor gut 2 Jahren zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes doch bitte diesem Aspekt mehr Bedeutung zu schenken, und nicht zusätzlich mehr Bauland auf der grünen Wiese auszuweisen, wurden überstimmt. Jetzt ist es sogar Diskussionspunkt in der Nachbereitung der Gemeinderatssitzung und Thema beim Dorfwirt. Die Möglichkeit, dass die gemeindliche Infrastruktur Kindergarten, Schulcampus und Seniorenheim bereits früher als geplant nicht mehr ausreicht, wird mit jeder nichtplanbaren, weil in privater Hand, Nachverdichtung, erhöht. Die Kosten für die gemeindliche Infrastruktur allerdings, die dann auf die Gemeinde wiederum zukommen, liegen allein bei ihr.

Eine effiziente Raumausnutzung und (maximale) Gewinnorientierung bei der Investition dieses gut 40 Jahre langsam vor sich hin verfallenden Altbaus „beim Kellerer“ und die anschließende private Vermietung des neuen Gebäudes, werden das Ortszentrum verändern. Zum Ortstermin vor der Sitzung kamen übrigens nur 2 Gemeinderäte mit dem Rad, alle anderen waren motorisiert eingetroffen, einige sogar mit SUVs, auffällig auf dem zu besichtigenden Grundstück parkend. Eine Augenweide war das nicht. Dafür waren die Stellplätze auf der grünen Wiese heißer Diskussionspunkt. Doch weder die Anzahl, noch das System und die Ursache, also zu viele Autos überhaupt, wurden thematisiert. Auch nicht, dass, wer schon so günstig am schönen Ortskern wohnt, und 10 Minuten zur S-Bahn hat, 5 Minuten zum Supermarkt, einen Steinwurf zum Metzger/Bäcker oder zu den anderen Läden, vielleicht mit dem Rad besser bedient ist. Über Radstellplätze wurde kein Wort verloren. Gut, hier gilt in der aktuellen Stellplatzsatzung (Fassung vom 06.11.2007):
11 Fahrradstellplätze
11.1 Bei Geschäftsbebauung Je 1 Stpl. pro 40 qm HNF
11.2 Bei Wohnanlagen Je 1 StpI. pro 60 qm Wohnfläche
11.3 Bei Bürobebauung Je 1 StpI. pro 100 qm Bürofläche
11.4 Bei Schulen o.ä.Je 1 StpI. pro 20 qm Schulfläche

In der Sitzung dann kein Wort von den Wertekonservierenden zum Thema „Holz am Haus“, ebenso wenig zur Dachziegelfarbe oder den Gauben auf der Westseite. Auf Nachfrage von Christine aus unserer Fraktion zur Planung der Wärme und Energieversorgung, die direkte Antwort des eigentlich von Beratung und Abstimmung Ausgeschlossenen, weil Beteiligten: „Da muss man von Photovoltaik erst überzeugt sein. Zur Heizung kann ich nichts sagen.“ Wer bei so einem Bauvorhaben nicht an steigende Energiekosten denkt und den CO Ausstoß komplett außen vor läßt, der denkt nicht im Sinne der Mieter, sondern nur an seinen eigenen Profit.

Aber von jemandem der in einem persönlichen Gespräch die Vorteile der Kernenergie lobt, die Lösung der atomaren Endlagerung zukünftigen (Forscher-)Generationen überlässt und eine innerdeutsche ICE-Zugfahrt als lästig und inakzeptabel für die Fortbewegung hält, wird Erneuerbare Energien sowieso wenig in seine Zukunftsplanung einbeziehen.

Übrigens ist es auch laut Landratsamt bei diesem Projekt möglich, die Tiefgaragenrampe entgegen der Bayrischen Bauordnung (Link zum Kommentar, 26.07.2020) in einem steileren Winkel, 20 statt 15 Grad, auszuführen. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Beim Ortstermin darauf angesprochen, ob die Rampenneigung schon der Ordnung entspricht, wurde ich nur angegrinst. Die Variante II eines ähnlichen Bauvorhaben an der Rosenheimer Landstraße wurde vor ein paar Monaten vom Gemeinderat ausgenau diesem Grund abgelehnt (Sitzung vom 31.03.2020 TOP 18, Archiv der Gemeinde Aying, 26.07.2020).

Ansonsten hier noch die „Exklusive Information“, Grinsesmiley, dass die „Energieagentur Ebersberg und München“ aktuell Bürgerdialoge online durchführt, um die Bürger der Gemeinden, die Windkraftanlagen planen, mit ins Boot zu holen, die Akzeptanz zu fördern, um sie mit Tatsachen von der Notwendigkeit und dem positiven Nutzen für die Energiewende, auch durch Beteiligung an den Erträgen, zu überzeugen. Hier die Links dazu:
Wissenswertes zur Windkraft
Windkraft im Höhenkirchner Forst
Interessant sind die FAQs. Auch für die Gemeinde Aying (Windkraft im Hofoldinger Forst) ist eine eigene Veranstaltung im Herbst geplant.

Liebe Leser*in, bleib gesund, geniese die Sommerause und, wenn alles klappt, lesen wir wieder voneinander im September: Am 08.09.2020 ist die nächste Gemeinderatssitzung.