heute – Stichwort Zukunft

Es gibt eine Zeit nach dem LockDown. Eine Zeit, in der sich die Menschheit damit arrangiert, in der Kontakteinschränkungen und Stilllegung des öffentlichen Lebens zur Gewohnheit werden wie Jahreszeiten. Zum Wohl der Schwächeren und Gefährdeten. Wir werden es überleben, wenn wir jetzt umdenken und unseren bisherigen expansiven Lebensstil verändern. Hin zu einem rücksichtsvollen, naturverbundenen und für die Folgen sensiblen Miteinander.

Zukunftsmodelle bei Heise

Überhaupt sollte man sich die einzelnen Industrien und Wirtschaftszweige vornehmen. Zukunftsforscher, Epidemiologen und Umweltforscher, zusammen mit Soziologen müssen die Politik beraten, denn es ist für die Zukunft essenziell, Sparten wie die Reise und Kreuzfahrt umbauen und zu ökologisch vertretbaren Systemen zu gestalten.
Fluggesellschaften müssen reduziert oder ganz geschlossen werden, auf jeden Fall nicht den eingetretenen Schaden durch staatliche Hilfen wieder kommunalisieren. Das gleiche gilt für die Autoindustrie. Jetzt die Chance nutzen und alternative Antriebe, ökologisch neutrale Energiesysteme und Kreislaufwirtschaft fördern. Es hilft doch keinem, wenn jetzt Millionen an Investoren ausgeschüttet, die Arbeitnehmer in Kurzarbeit geschickt und am Ende wieder Verbrennungsmotoren mit Schummelsoftware für die Halde produziert werden. Oder in andere Länder verkauft werden.
Jetzt ist die Chance da, die Einsparung von CO2 und Klimagasen anzupacken und relevante Industrien umzubauen. Industrie und Privathaushalte mit Verpflichtungen auf Energieeinsparung, klimaneutraler Energiegewinnung und einer rücksichtsvollen Mobilität gegenüber der Umwelt zu aktivieren. Auch der Risikoabbau durch idiotensichere Technik (ja, Kernkraft gehört da nicht dazu) und die genaue Bewertung des Restrisikos muss in den Alltag Einzug erhalten: Die Versicherungs-Unternehmen werden dann entscheiden, ob das Geschäftsmodell dann weiterhin tragfähig ist.

Der Technologiestandort Deutschland kann hier wieder grünes Wissen und grüne Technik exportieren und ein Vorbild im Umweltschutz, Renaturierung und Ökologie sein.
Denn weltweiter Klimaschutz kann auch dazu beitragen, das Risiko zukünftiger Seuchen zu verringern. So Svenja Schulze vom BMU.



12.05.2020 Konstituierende Sitzung

Die konstituierende Sitzung begann mit dem Ratsglockeläuten und der wertschätzenden Rundumbegrüßung von Publikum, Gemeinderäten sowie der Verwaltung durch den neuen Bürgermeister. Die Folgen der Corona-Pandemie negativ wie positiv wurden angesprochen, und dann kam die erste Erwähnung, vier Minuten nach dem Beginn der Sitzung: Alles würde mit gesundem Menschenverstand betrachtet und beurteilt werden, die Sitzungen sollen unter diesem Stern stehen.

Aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass vor allem die wertekonservierenden Parteien in unserer kleinen Gemeinde sich auf diesen gesunden Menschenverstand berufen. Bereits in der ein oder anderen persönlichen Mail, im Wahlkampf und bei Veranstaltungen zur Bürgermeister*innen Kandidatur, wurde hier immer fleißig dieser herangezogen.

Eigentlich müsste jetzt ein kleiner Ausflug zu genau diesem Menschenverstand (wikipedia, 14.05.2020 22:53) kommen, denn meines Erachtens liegt genau in dieser Beschränkung das Problem der Sache. Verstehen ist geprägt durch Bildung, Erziehung und die eigene erlebte Geschichte. Die Vernunft (wikipedia, 14.05.202.0 23:02) jedoch, sich durch geistiges Denken Sachverhalte zu erschließen, also über sich und die Umwelt nachzudenken und dabei Bildung, Erziehung und die eigene Geschichte darüber hinaus mit anderen zu teilen, in Erfahrung zu bringen und jenseits der Logik und der Problemlösung, dann zu handeln, erweitert diesen Verstand. Denn dieser kann nach Rudolf Eisler, da er das normale Denken umfasst, dabei auch fehlgeleitet werden. Nach Emanuel Kant erweitert die Vernunft den Verstand, sie macht ihn unabhängig von der Erfahrung und hebt ihn durch Theorie und empirisches Experiment, durch erneute Prüfung desselben, also durch Reflexion, und der darauf folgenden Verbesserung als Prozess des Denkens und Handelns, auf die Ebene der Wissenschaft. Somit werden durch die Methodik sowohl die Theorie, das Handeln als auch die Überprüfung des Ergebnisses zu einem transparenten Geschehen, das nachvollziehbar ist. Etwas das in Zeiten von Fake-News, rechten Umtrieben, Wissenschaftsleugnung, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Angriffen auf Minderheiten dringend notwendig ist. Zugleich kommt man weg vom Reagieren hin zum Agieren.

Und diese demokratischen, transparenten und offenen Seiten würden auch unserer Gemeinde gut stehen.

Weiter ging es jetzt mit unserem Antrag zur „Satzung zur Regelung von Fragen des örtlichen Gemeindeverfassungsrechts“ dem ein Großteil der wertekonservierenden GR-Mitglieder mit weit von sich gestreckten, verschränkten Füßen anhörten: Ein fünfter Ausschuss, einer für „Klima und Energie“, soll unter anderem ein Klimaschutzkonzept erarbeiten, dezentrale und regenerative Energieversorgung sowie E-Mobilität fördern und die ARGE Windkraft unterstützen. Insgesamt also mithelfen, das Pariser Klimaschutzabkommen auch hier in der Gemeinde umzusetzen. Der Antrag wurde mit 4:17 Gegenstimmen abgelehnt.

Bei der Beschlussfassung über die Geschäftsordnung wurden noch weitere Anträge gestellt:
Einberufung der Ausschüsse durch 50% der Ausschussmitglieder, denn dies stärkt den demokratischen Charakter dieses wichtigen Instrumentes. Da wie von einem wertekonservierenden GR-Mitglied ausgeführt, nur bei Bedarf ein Ausschuss notwendig sei und Arbeit nicht erwünscht ist, wurde der Antrag mit 4:17 Gegenstimmen abgelehnt.
[Anzahl der] Sitzungen des Verkehrsausschusses sollen mindestens einmal pro Quartal erfolgen, da wie in vielen Wahlprogrammen erkannt, das Verkehrsproblem in der Gemeinde die Bürger bewegt. Lärm und Luftverschmutzung sowie nicht eingehaltene Geschwindigkeitsbeschränkungen sind seit Jahren Thema. Hier könnten, so im Antrag vorgeschlagen, durch die regelmäßige Beschäftigung mit dem Problem auch z.B. Verkehrskonzepte (oder ein Lärmaktionsplan) erarbeitet werden. Da die wertekonservierenden GR-Mitglieder keinen Ausschuss-Bedarf für dieses Projekt sahen, wurde der Antrag mit 4:17 Gegenstimmen abgelehnt.
Veröffentlichung der nichtöffentlichen Tagesordnung wäre nun wieder ein Thema, die Transparenz und Akzeptanz zu dann öffentlichen Beschlüssen, sowie deren Nachvollziehbarkeit durch die Gemeindebürger, zu erhöhen. Unter Berücksichtigung von Datenschutz und Persönlichkeitsrechte ist dieser Schritt bedeutend, Geheimniskrämerei und Verschwiegenheit, Gerüchten über Mauscheleien und Spezlwirtschaft aktiv entgegenzutreten. Die wertekonservierenden GR-Mitglieder sahen mit exakt den selben Argumenten dies nicht notwendig, denn mit „dem gewaltigen Fass“ der Transparenz wären ja Wohl der Gemeinde, die Handlungsfreiheit sowie der Schutzraum des Rates zusammen mit der Verschwiegenheit und Geheimhaltung bedroht, und lehnten mit 4:17 Gegenstimmen den Antrag ab.
Bürgeranfragen vor Eintritt in die Tagesordnung als bewährtes Mittel, dringend angefragten Themen ein bisschen Platz zu lassen und fest in die Gemeindeordnung zu schreiben, war offenbar der Mehrheit zu viel, der Antrag wurde diesmal mit 8:13 Stimmen abgelehnt. Wobei hier schon der Wille gezeigt wurde, so interpretiere ich diese zögerliche Befürwortung, dass die freiwillig geübte Praxis der letzten sechs Jahre doch wenig Auswirkung auf die Länge der Sitzung gehabt hatte. Wie schön wäre es, wenn auch in Zeiten der Corona-Pandemie die Bürger eine Chance auf drängende Fragen bekommen hätten.
Abstimmung über Anträge in der eingereichten Form war offenbar für ältere GR-Mitglieder ein zu weites Feld. Es musste nämlich zweimal der Versuch zur „korrekten“ Abstimmung gestartet werden. Hätten alle Ratsmitglieder sich das Protokoll der letzten Sitzung (21.04.2020) auch wirklich angesehen, es enthält gleich zwei Beispiele (TOP 8 und TOP 20), die sicher noch für mehr Verwirrung bei den Antragstellern sorgen werden, wäre der Antrag nicht mit 5:16 Gegenstimmen abgelehnt worden.

Der weitere Verlauf war jetzt weniger von Ablehnung geprägt, aber wundern tut es mich schon, was bei den wertekonservierenden GR-Mitglieder ohne viel Diskussion schnell über die Bühne ging: Wer als Seniorensprecher und als Jugendbeirat vorgeschlagen wurde: Keiner. Ja, es gibt hier Rückfragen und Personen, die dafür möglicherweise erst gewonnen werden müssen, aber sonst ist doch bei der 2. Bürgermeisterin und 3. Bürgermeister oder bei den Ausschussmitgliedern auch (vorher) schnell klar gewesen, wer es wird. Könnte es sein, dass der Stellenwert für diese beiden Vertretergruppen nicht hoch genug ist? Oder ist doch plötzlich Projektarbeit und die Erstellung eines Konzeptes in einem Ausschuss möglich, wenn es um die Aufgaben und Anforderungen eines Sprechers und Beirats geht: Der Sozialausschuss kümmert sich darum. Dieser besteht übrigens bis auf den grünen Gemeinderat und dem der Big Brother Partei, hier aber sicher mangels weiblichen Gemeinderäten, nur aus Frauen. Äh, ist das Rollenbild der beiden kleinen Schwesterparteien möglicherweise aus dem letzten Jahrhundert? Traut man das einem Mann nicht zu?

Weiter zum lustigen und flachgetretenen Thema: Wer macht vor der Sitzung ein Lokal am Ort klar, in das der Gemeinderat dann einkehren kann? Anstelle dieser Diskussion hätte man auch die Viertelstunde für Bürgeranfragen zu aktuellen Themen außerhalb der Tagesordnung verwenden können, zusammen mit dem endlosen Pingpong zwischen der Big Brother Parteien und den kleinen Schwestern, als es um nichtöffentliche Themen ging, die eigentlich recht gut erklärt, zur Entscheidung anstanden.

Kleine unbewertete Bemerkung am Rande: Es gibt im neuen GR-Gremium nur drei Frauen. Wie bereits in der vergangenen Wahlperiode. Eine dieser Frauen wurde neu hineingewählt. In der CSU war und ist keine Frau vertreten. Die Erste auf der Wähler-Liste lag auf Platz 7.

Letztendlich war die Sitzung kurz vor Mitternacht aus, die Fußgängerampel hatte sich schon ausgeschaltet und ich genoss die Frische der Luft.

Gespaltenes Dorf

Gespaltenes Dorf, nicht erst seit gestern. Die Gebietsreform in den 70ern greift mit ihren Armen in die Zukunft. Mit der Wahl im März 2020, und der Bürgermeisterstichwahl am Ende des Monats, haben sich weite Teile der Gemeinde dem Wertekonservatismus hingewendet. Es zeigt sich, zwischen den Gemeindeteilen lief es und läuft es nicht rund.

Es sind am Ende Bürgermeisterkandidaten aus den beiden mittleren Gemeindeteilen übriggeblieben. Und davon hat einer die Kandidatur gewonnen, aus dem Umfeld der Traditionalisten, die es sogar noch geschafft haben, drei weitere Gemeinderatsmitglieder in das Gremium zu bekommen.

Alles Männer. Zwei davon ohne Erfahrung aus vergangenen Wahlperioden. Auf diese Unvoreingenommenheit setze ich meine Hoffnung.

Nochmal: Alles Männer. Kein Kommentar dazu. Aber bei einer Quote von 3:17 Kandidat*innen und davon zwei bislang noch nicht aufgestellten Frauen, habe ich auch nicht die Erwartung gehabt, dass es davon eine Frau ins Gremium schafft. Die leise Hoffnung hatte ich allerdings.

Jetzt also hat Peiß einen Bürgermeister. Zusammen mit Göggenhofen sind das zwei schlauchige Straßendörfer auf dem Weg zwischen den beiden großen Ortschaften der Gemeinde. Ganz anders als etwa die Randteile wie Kleinkarolinenfeld oder Dürrnhaar.

heute: Corona vs. Klima

Irgendwie meine ich Parallelen zu erkennen, bei der gegenwärtigen Corona Krise und den Bemühungen zum Klimawandel. Aktuell sehen wir täglich die Zahlen, die uns Effekte bescheren, die bereits 14 Tage vorher passiert sind. Maßnahmen, die eine Regierung beschlossen hat, Handlungen, die einzelne oder Gruppen vorgenommen haben, zeigen sich verspätet. Und man kann kaum darauf reagieren, weil ja die Ursache in der Vergangenheit liegt.
Die möglichen Maßnahmen, welche jetzt wieder greifen müssen, sind erst zu überlegen, zu verkünden und einzuhalten. Bis dahin haben diese Lockerungen im Fall von Corona-Zeiten direkte Auswirkungen, die wiederum erst in der nahen Zukunft sich zeigen. Lockerungen wie Einschränkungen. Alle beeinflussen das Leben direkt und indirekt: Persönlich und das nächste Umfeld, immer die ganze Gesellschaft. Die Zivilbevölkerung wie Politiker.
Und beim Klimawandelt? Da wurde auch in der Vergangenheit durch den kapitalistischen, ausbeuterischen Lebenswandel, durch rücksichtslose Plünderung der endlichen, irdischen Ressourcen, durch die Vernichtung von Natur und Umwelt, der Grundstein für die Veränderung gelegt. Dass sich der menschengemachte Klimawandel erst in der Zukunft zeigt und dass Maßnahmen dagegen auch erst wieder verspätet Wirkung haben, ist seit Jahrzehnten bekannt. Nur wird immer noch nicht politisch darauf reagiert, noch immer ist es in unserer westlichen Bevölkerung nicht bis ins Stammhirn vorgedrungen, dass jeder, wirklich jeder dazu seinen Beitrag leisten muss. Sonst trifft es uns alle, irgendwann. Das aber auf jeden Fall. Niemand kann sich dem entziehen.
Wo bleibt uns jetzt die Hoffnung? Die Hoffnung ist es, zu erkennen, dass diese kleine Corona-Krise und deren Bewältigung, ein Vorbild sein kann für die große Krise, die uns alle noch erwartet. Eine Krise, die global jeden betrifft.
Jeder hat hier seinen Beitrag zu leisten, die einen mit Geld und Taten, die anderen mit Taten und Wissenschaft, alle aber mit ihrer Unterstützung und Tatkraft, die gemeinsam ihre Wirkung entfaltet.
Die technischen Lösungen gibt es bereits, die psychologischen, soziologischen und pädagogischen Anleitungen auch. Mir erscheint nur, bei allem Respekt vor der Politik, dass der Mut und der Wille fehlen, sich vom alten kapitalistischen, ausbeuterischem System zu verabschieden, und
umzuschwenken auf nachhaltige und sozial-ökologische Wirtschaft.
Friede, Gerechtigkeit und Integration wären zusammen mit einer langsam auskurierenden Natur das Ergebnis. Wären doch für uns Menschen auch nicht so schlecht, oder?

heute: Die Corona App

Beispiel für Datenschutz und Informationssicherheit

In Online-Medien und Radio Features sowie in der Print Presse konnte man die letzten Wochen eine spannende Entwicklung verfolgen. Die Entwicklung der Corona App. Ich weiß nicht, wie es Euch dabei ging, aber ich hatte nur einen Anspruch, neben der Usability, den Schutz meiner Privatsphäre. Mir ist es wichtig, dass meine Daten nicht in falsche Hände gelangen können.
Inzwischen bin ich beruhigt, denn die Entwicklung dieser App ist ein gutes Beispiel für die Berücksichtigung der Belange von Datenschutz und Informationssicherheit. Die berechtigten Interessen der Bürger an ihren Daten und ihrer Privatsphäre, sehe ich zum derzeitigen Zeitpunkt gewahrt. Dies war nicht immer so.

Hackathon

Wie kam es dazu? Mit den Vorbereitungen zum Bundes-Hackathon am 23.03.2020 wurden Bürgerinnen und Bürger, Spezialisten und Fachexpertinnen aufgerufen, „Wir gegen das Virus“ anzutreten.
Ein Teil stellte sich der Aufgabe, unter Abwägung von Risiken und Anforderungen, eine App zu entwickeln, deren Ziel es ist, schnell die Infektionswege nachzuvollziehen und Infizierte zu einem klärenden Test oder einer Quarantäne zu verhelfen. Dabei durften Akzeptanz und Nachvollziehbarkeit nicht vernachlässigt werden, denn nur bei einer breiten Akzeptanz unter der Bevölkerung wären die Installationszahlen der App so hoch, dass die damit zur Verfügung stehenden Daten auch verwertbar genutzt werden könnten.
Diese und einige Überlegungen mehr, erzeugten verschiedene Entwicklungszweige unter Abwägung der gangbaren Umsetzungsmöglichkeit. Man landete bei drei Varianten. Wie gesagt, nur wenn es sehr viele Nutzer gibt, wird der Sinn einer Corona App auch erreicht. Akzeptanz gibt es aber nur, wenn nachvollzogen werden kann, welche Daten erhoben, wo sie verarbeitet und für was sie verwendet werden.

Software als „Blackbox“ nicht geeignet

Eine Software als „Blackbox“ kann dies nicht erreichen. Daher ist es erstrebenswert, wenn die App quelloffen ist, und Zertifikate angesehener Stellen wie dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) oder der Landesdatenschutzbeauftragten dafür vergeben, dass die App den Datenschutz berücksichtigt und sicher vor z.B. Cyberkriminellen ist.
Bei nicht nachvollziehbarer Verarbeitung könnten zwar die (pseudonymisierten) Daten verwendet werden. Möglicherweise würden sie aber von einem an der Entwicklung beteiligten Konzern verwertet werden. In den Augen des Konzerns wäre dies vielleicht marktgerecht und man könnte mit dem Vorwand, das Gesundheitswesen mit Statistiken zu versorgen, hier auch eine gewisse Akzeptanz erreichen. In etwa so: der Bürger gibt Daten, der Konzern hat Aufwand für Entwicklung und laufende Kosten für die Server, also wäre es legitim, damit Werbeeinnahmen zu generieren. Das Gesundheitswesen kann dann dafür Statistiken aufbauen, Krankenkassen damit werben.
Doch es geht hier nicht einfach um einen Warenkorb beim Onlineshop, um ein paar Fotos auf der Life-Style Plattform oder der Telefonnummer beim Messenger. Es geht um Bewegungsdaten, wer wo war und mit wem er sich getroffen hat.

Transparente App = einsehbarer Quellcode

Daher geht die richtige Richtung in ein gänzlich anderes System. Es ist eben ein grundsätzlich transparentes System als Software notwendig, bei der sogar der Quellcode einsehbar ist. Nur so können die Daten, die erhoben werden, die Schnittstellen, die dazu benötigt werden, die Art und Weise der Erhebung und die Verarbeitung der Daten auch bewertet werden.

Tracking App

Der Schritt in die Richtung einer App, bei der also nicht die Daten zentral gespeichert werden, war für die Bundesregierung ein etwas längerer Weg der Entscheidung, denn man hielt sich die Entscheidung bis zum 26.04.2020 offen. Als der Schwenk vollzogen wurde, lobten dafür dann die Datenschützern und sogar der Chaos Computer Club (CCC).
Schnell war dagegen klar, dass eine Tracking App nicht geeignet wäre, das Vertrauen der Bürger in den umzusetzenden Datenschutz zu erlangen. Denn mit GPS werden die Bewegungsdaten erhoben. Dieser globale Dienst ermöglicht die Lokalisierung des genauen Standortes. Drohnen und autonome Fahrzeuge werden so gesteuert, das Navi im Auto oder die Fitness App funktionieren so. Anhand dieser GPS Daten kann also genau nachvollzogen werden, wer wann wo war.
Perfekt also, um einen Überwachungsstaat zu bilden. Sportfreunde und Autofahrer wären zwar da schon alle im Boot, die unbewusste Akzeptanz wäre fast unendlich groß. Doch wo bleibt da der Datenschutz? Wo das Recht auf Privatsphäre?

Kontaktdaten gegen Bewegungsdaten

Die andere Technik des Tracings musste also her, auch wenn, oder gerade weil, bereits Google und Apple hier die ersten Schnittstellenkomponenten entwickeln und testen. Diese beiden Konzerne verfolgen bereits von Anfang an diese Möglichkeit der Kontaktdatensammlung. Dabei tauschen die Handys eine verschlüsselte und eigens von Dritten nicht nahvollziehbare Identifikationsnummer, ein sogenanntes Beacon, aus.
Es geht also hierbei nicht darum, zu erfahren, wer wann wo war, sondern mit wem sich das Mobiltelefon in den letzten 14 Tagen in einem Abstand, geringer als 1,5 Meter und länger als 10 Minuten befunden hat. Also für einen Nutzer die potentiellen Risiken einer Ansteckung im definierten Zeitraum am höchsten lagen.

D3PT App mit BLE

Die Entwicklung hin zu einer transparenten und datensicheren App ist jetzt in vollem Gange. Sie erhebt die benötigten Informationen über standardisierte Schnittstellen, unter Beteiligung von Google und Apple. Die Verarbeitung läuft dann dezentralisiert auf den einzelnen Handys ab und nicht zentral auf einem Konzernserver, der auch von Cyberkriminellen gehackt werden kann. Mit der EU-DSGVO konformen App können also nicht per GPS Bewegungsprofile erstellt werden. Zudem können die Daten nicht zentral gespeichert, nicht für andere (Werbe-)Zwecke verwendet oder z.B. Quarantäne Patienten an die Fahndungsdatenbank der Polizei oder Interpol gemeldet werden. Zwar haben sowohl die zuerst präferierte PEPP-PT Corona App als auch die D3PT App die Daten via Bluetooth Low Energy ermittelt. Dies ist eine vom Handy Betriebssystem zur Verfügung gestellte Standardschnittstelle, die wenig Energie benötigt und dabei nach fremden Signale innerhalb des relevanten Corona-Abstandes sucht. Doch nur bei der D3PT App lobt z.B. der Chaos Computer Club den dezentralen Ansatz der Datenhaltung und Auswertung. Was sich sperrig Decentralized Privacy Preserving Proximity Tracing nennt, macht aber zwischen dem zentralisierten Ansatz (PEPP-PT) einen großen und zwischen dem sogenannten Profiling (GPS Profile) einen datenschutz- und informationstechnischen riesigen Unterschied.

Fazit, es kommt eine dezentrale Tracing App, die eine Schnittstelle zum Robert-Koch-Institut besitzt, aber so transparent ist und die Belange des Datenschutzes vollumfänglich berücksichtigt, dass sie vielleicht sogar ein „Checked by CCC“ Zertifikat erhält.

weiterführende (Externe-) Links gibt es hier in etwa chronologisch bei SZ, Heise und Tagesschau:

https://www.heise.de/mac-and-i/meldung/Corona-Tracking-Apple-und-Google-wollen-nur-eine-App-pro-Land-4714456.html, 05.05.2020

https://netzpolitik.org/2020/hat-sachsen-anhalt-die-uebermittlung-von-coronalisten-an-die-polizei-vertuscht/, 25.04.2020

https://www.sueddeutsche.de/digital/bluetooth-low-energy-corona-apps-pepp-pt-dp3t-tracing-1.4880839, 20.04.2020

https://www.sueddeutsche.de/digital/tracing-app-corona-1.4890984, 29.04.2020

https://www.sueddeutsche.de/digital/corona-app-tracing-apple-1.4890126, 27.04.2020

https://www.sueddeutsche.de/digital/coronavirus-pepp-pt-dp-3t-smartphone-app-streit-1.4882612, 20.04.2020

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Corona-App-per-PEPP-PT-CCC-Co-warnen-Bundesregierung-vor-Server-Loesung-4709212.html, 24.04.2020

https://www.heise.de/mac-and-i/meldung/Corona-Kontaktverfolgung-Apple-Schnittstelle-kommt-schon-bald-auf-iPhones-4708472.html, 23.04.2020

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Corona-Kontaktverfolgung-und-PEPP-PT-Es-zaehlt-mehr-als-kryptographische-Eleganz-4708335.html, 23.04.2020

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Stopp-Corona-App-Oesterreich-will-Vorzeigemodell-fuer-Europa-schaffen-4707620.html, 22.04.2020

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Corona-Kontaktverfolgung-Bundesregierung-prueft-drei-App-Modelle-4706775.html. 21.04.2020

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Corona-Apps-in-der-Kritik-4691477.html, 26.03.2020

Das Umdenken der Regierung:
https://www.tagesschau.de/inland/coronavirus-app-107.html, 26.04.2020

heute: Einmal-Handschuhe, Mundschutz – Die Plastiktüte von morgen

Es sind erst ein paar Wochen her, dass Ausgangsbeschränkungen, erhöhte Gesundheitsmaßnahmen und sensibler Umgang mit Risikogruppen das tägliche Leben grundsätzlich verändert haben. Es heißt oftmals jetzt, dass die Menschen freundlicher zueinander sind, fürsorglicher und hilfsbereiter. Der Abstand zwischeneinander, der aufgrund von Ansteckungsmöglichkeiten notwendig ist, um diese zu reduzieren, trägt Früchte: Jeder sehnt sich nach der Nähe, die es einmal gab, jeder sehnt sich nach der Freiheit und der Weite, die es zu schätzen gilt. Und doch ist man auf engem Raum eingeschlossen, bekommt Zustände wie in Einzelhaft, geht sich wegen der plötzlich unerträglichen Nähe zusammengepfercht, gegenseitig auf die Nerven. Wer sie verliert, verwundet, verletzt bleiben Narben. Die Psyche des Menschen wird dünnhäutig, labil und verletzlich. Und zerstörerisch.
Viele Facetten, nicht alle sind gleich erkennbar, nicht alle sind wieder reparierbar und verschwinden spurlos.
Gerade jetzt, wo die Natur dem Menschen zeigt, dass es auch ohne Menschen geht, dass ein Nicht-Lebewesen, so klein und unscheinbar, die Welt-Ordnung durcheinander bringt, den Maßstab relativiert und nach Aufmerksamkeit schreit, heute die nötige Veränderung im Leben anzugehen, startet der unachtsame Mensch aus seiner Sehnsucht nach Schutz und Sicherheit die zweite (oder ist es schon die dritte) Katastrophe. Wieder ist der Mensch die Ursache, wieder hat er aus den beiden anderen Katastrophen nichts gelernt: Im Netz, in den sozialen Medien, kursieren bereits die ersten Bilder von Stränden, Müllhalden und Straßenrändern.
Achtlos entsorgte Einmal-Handschuhe, OP-Mundschutz, Atemmasken, Filter, Plastikschutzanzüge überschwemmen die Natur, die sich gerade vom motorisierten Verkehr erholt.
Was vor ein paar Monaten ein Hoffnungsschimmer war, der Bann der Plastiktüte, Erhöhung der Recyclingquote bzw. Benutzung von wiederverwendbaren Behältern, Abschaffung von Plastik-Einmalbesteck und Geschirr, ja sogar von Plastik-Trinkhalmen, wird jetzt in der Leben-mit-Corona-Zeit zerstört und durch etwas noch Gruseligeres ersetzt. Möglicherweise kontaminierter medizinischer Müll mit hohem Plastikanteil. Plastikverpackung der Lieferketten, LocalLocals oder vom Pizzaservice.
Alternativen? Selbstgenähte Atemmasken, Urbandoo Tücher, Händewaschen mit Seife. Masken mit Wechselfilter, der richtig entsorgt wird.
Das eigene Geschirr, Töpfe, Behälter die wiederverwendet werden, weil sie abgespült und nicht weggeworfen werden. Glasflaschen und Gläser, ReCup und Thermoskanne.

Feld mit Plastikmüll aus Gärtnerei

Das Müllproblem und der Mensch. Er muss sich bewusst sein, was er durch seine Anwesenheit, durch seine Aktion, durch sein Leben verursacht. Er muss den sensiblen Umgang mit der Natur praktizieren, denn Müll, egal welcher, gehört dort nicht hin. Plastik braucht Jahrzehnte um zu Mikroplastik zu zerfallen und gefährdet dabei unzählige Lebewesen auf dem Land und im Wasser.
Wenn jetzt nach einem sanften Neustart das Leben mit Corona einen höheren Gesundheits-Schutz benötigt und andere Wege der Versorgung etabliert, darf dies nicht wieder auf Kosten der Natur sein.

Nachtrag: Was ich am 15.04.2020 das erste Mal als ein Phänomen beschrieben habe, ist inzwischen auch in unserer kleinen Gemeinde Aying angekommen. Der achtlos in der Natur entsorgte Müll von gebrauchten Einmal-Handschuhe, OP-Mundschutz, Atemmasken, Filter, Plastikschutzanzüge ist da.

Was denken sich eigentlich die Menschen, die ihren Schutz wegwerfen und dabei andere gefährden? Die so besorgt um ihre eigene Gesundheit sind, sich aber rücksichtslos gegenüber den anderen verhalten?

Meine Antwort darauf: Hundekottüte rausnehmen, über die Hand stülpen und gefahrlos den gedankenlos entsorgten Müll aufsammeln und zu Haus in den Hausmüll werfen. Der Beutel sorgt dafür, dass man keinen Kontakt hat und, dass das, was nicht in die Natur gehört, aus dieser verschwindet.

Danke fürs Nachmachen!

Nachtrag 04.02.2022 Was vor zwei Jahren ja noch nicht bewiesen, aber die Befürchtung war, dass die Maske und weitere Materialien, die notwendig sind, um die Pandemie einzudämmen, etwa Spritzen, Schutzanzüge, Behälter, zur Umweltbelastung werden, wurde vor ein paar Tagen jetzt auch in einem sz Artikel bestätigt.
https://www.sueddeutsche.de/wissen/corona-pandemie-plastik-muell-entsorgung-masken-tests-1.5519640
Auch hier gilt, wie bei der Plastiktüte, bei Hundekot, bei Getränkeflaschen: Abfall, Müll und Schutt gehören nicht in die Natur!

Heute Pandemie, morgen Klimawandel

Corvid 19 ist das grenzübergreifende Beispiel, bei dem die Staaten weltweit vereint beweisen können, wie gemeinsam der Ausweg aus der Krisensituation gemeistert werden kann.
Zusammenarbeit, indem Experten angehört werden, Spezialisten zu Wort kommen und Hilfslieferungen, hackertrons und Hilfsfonds etc. organisiert werden , ausgerichtet auf das Wohl aller und der zukünftigen Generationen. Und unter Berücksichtigung der Umwelt.

Wie wäre es jetzt, zum wesentlich schleichenderen aber auch umfassenderen Klimawandel, nun die Experten auf die Bühne zu bitten, denn eines, also die Pandemie, hängt mit dem anderen, dem Klimawandel, zusammen, so auch der Virologe Christian Drosten. Die Experten jetzt dazu anhören und die Ratschläge befolgen und das Wissen akzeptieren und auch in der Politik aufbauen. Nur so kann das Ruder dieses schwerfälligen Schiffes Politik herumgerissen werden und der Kurs in Richtung Kollaps, Klimakatastrophe und Nach-mir-die-Sintflut-Mentalität geändert werden.

Denn die Bürger können es. Sie beweisen es gerade, dass es mit ihnen machbar ist. Gut, die meisten. Aber auf die Cyberhacker, Betrüger und egoistischen Hamsterer oder gewissenlosen Politiker kann man eh verzichten.

Wenn man jeden Erdbewohner, ob klein oder groß, egal welcher Hautfarbe oder Zugehörigkeit, ob arm oder reich, damit konfrontiert, dass das Corona Virus erst der Anfang ist und wenn jetzt nicht sofort Naturschutz und die Umwelt das Maß des menschlichen Handelns ist, dann sieht die Zukunft zwar auch Natur vor, aber ohne Menschen.

Drastisch sind die Auswirkungen auf die Psyche des Menschen, lebenswichtige Maßnahmen aber, um die Pandemie in Griff zu bekommen, bevor andere Zustände noch schlimmere und einschneidende Einflüsse haben. Würden keine einschränkenden Maßnahmen ergriffen werden, ja, wir leben hier in Deutschland in einer Demokratie und in einem föderalen Staatensystem, das verhindert, daß Grundrechte und Freiheit abgeschafft werden und sich eine Diktatur entwickelt, die keiner möchte, Jammern auf hohem Niveau, könnte dies Realität werden. Und tut es bereits, in teilweise europäischen oder (süd-)amerikanischen Ländern, ohne stabiles Gesundheitssystem, mit korrupten Regierungen oder mit bis an die Haarspitzen hochgerüsteten Armeen, aber dennoch hilflos gegenüber einem DNS Konglomerat.

Mit, oder auch trotz des Wissens, wird auch hier sich das tägliche Leben verändern, eine Rückkehr zum alten System, gedanken- und rücksichtslos gegen Natur und Mitmensch zu leben, wird ohne weitere Katastrophen nicht möglich sein. Denn nach Corona ist vor Corona.

Wollen wir das weiterhin? Soll Deutschland eine Zukunft haben, auch am Weltmarkt? Dann muss es wieder eine Vorreiterrolle übernehmen und in Wirtschaft, in der Landwirtschaft, im Sozialsystem eine Vorbildfunktion einnehmen, die gerne adaptiert und integriert wird von den anderen Staaten, denn es zeigt einen Weg auf, der funktioniert. Ein Weg, der nicht das alte, kapitalistisch-ausbeutende System propagiert, sondern eben das Gemeinwohl mit seiner sozialen und ökologischen Gerechtigkeit. Grundsätze sind hier „die politische Beteiligung und Gestaltung, sozial-ökologisch verträgliche Produktion und ein attraktives Leben für alle Menschen“ (Albero Acosta, Ulrich Brand „Radikale Alternativen“, oekom, S.144)

https://350.org/de/just-recovery/https://www.deutschlandfunkkultur.de/ausgangsbeschraenkungen-durch-corona-das-virus-wird-unser.996.de.html?dram%3Aarticle_id=473591

Licht

Da trat das Licht aus dem Glanz
hervor in die Sonne und sprach:
„Ich bin der Tag. Ich bring’ Euch das Dunkel“

Nur wo Dunkel ist, kann Licht sein,
denn da wo Nacht ist, wird auch Tag sein.

Wüste

Wüste,                                             sagte der Narr, als er auf seine Seelenlandschaft blickte,

und Regen,                                                                                    als er den Aprilhimmel ansah,
ergeben eine bunte Blumenmischung.

Und so kam es, daß er auf eine Partie eingeladen wurde, und er dort seiner Liebe einen Strauß voller Frühlingsblumen schenkte.

Biblis, Grüße aus der Vergangenheit

Herr Biblis geht am Nachbarhaus vorbei und hört Herr und Frau Noris streiten. Nein, nie würde er heiraten, denkt er sich. Zuhause angekommen grüßt er seine Ehefrau brav, gibt ihr einen Kuß auf den Mund und setzt sich zu Tisch.

– Klavierspielen ist eine Kunst für sich, meint Herr Biblis zu einem Bekannten als dieser ihm seinen neuen Flügel zeigt. Doch, so fährt er fort, spiele er nicht einmal Geige.

Herr Biblis, über seinen Memoiren sinnierend, erlaubte sich etwas Philosophisches. Man sollte, so dachte er, die gelebte und die überlieferte Vergangenheit nicht vergessen, sondern von ihr leben. Sowohl von der weniger Erinnerungswürdigen als auch von der Guten, für das Weiterleben, Erfahrung sammeln.

Biblis sieht auf einem Spaziergang durch den Park, wie eine Baumschule dort die Bäume zuschneidet. Äste und Zweige, grün und voll Saft, fallen zu Boden. Zu Hause angelangt geht Biblis in seinen Garten, reißt die Stützen weg, die das Pfirsichbäumchen wirklich nicht mehr bräuchte, kniet vor ihm nieder und bittet seinen Baum zu wachsen. Zu wachsen wie es wolle. Ohne Einschränkung.

Einmal, es war auf dem Nachhauseweg von einer Parteiversammlung auf die er von einem Freund mitgenommen wurde, sagte Biblis, auf die Gedankenkonstruktion eines Politikers eingehend, was man sich von einer guten Fee denn wünschen könnte, folgendes. -Erstens, immerwährenden Frieden, zweitens den Wunsch – den Wunsch eines Kindes – die Welt glücklich zu sehen, und, letztendlich, durch das Glück der anderen und, folglich, seiner selbst, sich glücklich zu fühlen.

Nachdem Herr Biblis die Zwanziguhr-Nachrichten angesehen hat, sagt er zu seiner Frau nach langem Vor-sich-hin-starrens, folgendes. -Jeder, auch du und ich, beginnt in manchen Zeiten, in Zeiten wie diesen, in denen man selbst seinem Spiegelbild nicht in die Augen schauen kann, ein Doppelleben, bewußt oder unbewußt. Sprach’s und ließ sich einen Vollbart wachsen.

Einmal, als Herr Biblis in einer schwachen Stunde seinen Gedanken über die Vergänglichkeit des Seins, und ihres Flusses verfiel, kam er zu dem Schluß, daß die Zukunft letztlich ganz alleine in der Vergangenheit liege. Sofort rasierte er seinen Vollbart ab, als er sich dieser seiner Erbschuld bewußt wurde, von dem Fehler, überhaupt von den Bäumen herabgekommen zu sein.

Einmal im Herbst, als Herr Biblis mit seiner Frau unter dem Pfirsichbaum lag, die milden Sonnenstrahlen genießend, sprach er. -Ich bin kein Mann der Tat. Ich warte immer, bis es zu spät ist. -Darum hast du ja mich, sagte seine Frau und pflückte für ihn eine überreife Pfirsich.

Manchmal, so denkt Herr Biblis über den dampfenden Kantinenteller seine Mitarbeiter anstarrend, ist leben wie essen. Oft wird versucht, alles hinunterzuschlucken, ohne vorher zu kauen. Daraufhin zermahlte Biblis den Linseneintopf mit den Backenzähnen, fletscherte ihn zwischen den Zähnen hindurch und spülte ihn mit Fruchtsaft hinunter.

Als Herr Biblis eines Nachts wieder die dunklen Speicherflure Kafkas aufsuchte, erinnerte er sich im Traum an seine Jugend. Er war auf dem Speicher seines Elternhauses vor den bösen Nachbarsjungen geflohen und versteckte sich dort. Sofort fand er sich jetzt zurecht in diesen Winkeln, roch den Moder und all das seit Jahren dort gelagerte Gerümpel, und bemerkte plötzlich, daß es bei seinen Großeltern auf dem Dachboden ebenso gerochen hatte. Biblis war so überrascht, daß er davon aufwachte.

Noch Tage danach hatte er den Geruch in der Nase, konnte sich ihm nun nach all den Jahren des Vergessens erinnern.

Einmal fragte sich Herr Biblis, und er wußte, daß es absurd war, überhaupt daran zu denken, ob nicht sein Kontingent an Glück erschöpft sein könnte. Ob nicht, nach all den Jahren und es waren derer mittlerweile nicht gerade wenig, er plötzlich sein Glück aufgebraucht haben könnte und er nur mehr Pech für den Rest des Lebens haben könnte. Doch da hatte er bereits den Hausschlüssel gefunden, und flugs die Türe aufgeschlossen, wobei er eben gedachtes bereits vergessen hatte.

-Wenn ich’s mir recht überlege, sagt Biblis in einer allzu stillen Stunde an seinem Schreibtisch und starrte in sein Buch, wüßte ich nicht, daß ich eine Vergangenheit hätte, wenn ich sie nicht täglich schreiben würde.

-Ich bestehe aus mir und meinem weiblichen Unterschied, sagte Biblis zu seiner Frau, als sie am Abend gemeinsam ins Ehebett stiegen. Sie bestätigte ihn mit einem Kopfnicken und dann taten sie das, was ein jeder konservativer Schriftsteller tunlichst zu beschreiben unterläßt.

Nachts, im Bett erdrückt von der Schwüle des vergangenen Sommertags, dreht sich Frau Biblis um zu ihrem Ehemann und fragt: -Was hast du damals in deinem ersten Liebesbrief über Platon geschrieben? -Daß ich nicht viel von ihm halte, auch wenn ich sein Alter schätze, antwortete Biblis. -Dann küß’ mich!

Biblis sitzt im Garten vor seinem Pfirsichbaum. Geduldig schaut einer Blüte beim Schlüpfen aus der Knospe zu. Dabei vergisst er das Abendbrot. Seine Frau empfängt ihn mit den Worten: -Dauert ewig, ist ein zeitloser Spruch.

Auch ein Schluß:

Als sie zuhause angelangt waren, holten sie die Fahrräder aus dem Schuppen hinter dem Haus und fuhren aus diesen Geschichten weg. Und nur Du, mein geduldiger Leser, der sich von jedem hinter das Licht führen läßt, bleibst mit den Gedanken zurück, die ich Dir aufgedrängt habe, wie der Verlorene mit seinem Schicksal…